Vorgestern war der Himmel bedeckt. Heute morgen blicke ich aus dem Fenster: es regnet, und das Aussenthermometer zeigt 7° C.
Und gestern? Der gestrige Ausflug galt zwei frühen Orten des Christentums in der Schweiz, Avenches und Saint-Maurice. Wir wurden verwöhnt mit christlichem Wetter.
Bei der thematischen Vorbereitung des Ausflugs habe ich mich für das Leben und Sterben des burgundischen Königs Sigismund interessiert, der im Jahr 515 das älteste Kloster der Schweiz in Saint-Maurice d’Agaune gegründet hat.
Die Schweiz hatte keine Könige? Das stimmt nur halb. Die Eidgenossen hatten zwar keine Könige. Aber auf dem Gebiet der heutigen Schweiz haben Könige geherrscht und wurden Könige gekrönt.
Wer ist schwanger und schenkt der Welt das nächste royal baby? Neuigkeiten aus der britischen Königsfamilie bewegen auch in der Schweiz ein interessiertes Publikum.
Aus der Geschichte der damaligen burgundischen Königsfamilie sind nicht Schwangerschaften überliefert, sondern Verrat und Mord zwischen engen Verwandten. Schon die ersten Könige der europäischen Zivilisation hatten Mühe mit der Umsetzung des Gebots der Nächstenliebe.
Auch vor der Legalisierung des Christentums im Römischen Reich wurde reichlich Blut vergossen. Kaiser Konstantin hatte am Vorabend der Schlacht an der Milvischen Brücke, die am 28. Oktober 312 stattfand, angeblich eine Vision: er sah den Text «Unter diesem Zeichen wirst du siegen» mit einem frühen Symbol des Christentums am Himmel über dem Schlachtfeld. Konstantin gewann die Schlacht gegen eine feindliche Übermacht. Zehntausende kämpften, Konstantins Rivale Maxentius ertrank im Tiber. Das Christentum wurde 313 im Reich erlaubt. Christen lebten auch in Aventicum, und ihre Grabbeigaben im Museum von Avenches gelten heute als die ersten christlichen Gegenstände in der Schweiz.
Im kleinen Museum ist eine einzigartige Goldbüste von Kaiser Mark Aurel ausgestellt, der von 121 bis 180 gelebt hat. Dieser Kaiser ist in der heutigen Populärkultur weniger bekannt als Nero oder Caligula, denn er zeichnete sich nicht durch Brutalität oder Perversion aus. Das System der Adoptivkaiser sollte im Gegenteil bestmögliche Regierungsführung erleichtern. Marcus Aurelius war als talentierter Junge adoptiert worden vom Kaiser, den er als Vater betrachtete. Er selbst herrschte pflichtbewusst als höchster Diener des Staates, strebte nach Gerechtigkeit und versuchte, mit Hilfe der Philosophie der Stoiker Selbstüberschätzung zu vermeiden. Am Ende des Lebens schrieb er Selbstbetrachtungen nieder, die einen Einblick in sein Leben und Denken ermöglichen.
Das Kloster Saint-Maurice ist berühmt dank seinem wertvollen frühmittelalterlichen Klosterschatz. Es lohnt sich, dafür genügend Zeit einzuplanen. Die Gruppe auf dem gestrigen Ausflug hat den Rundgang durch die Ausgrabungen und die Ausstellung geschätzt.
In Vérolliez steht eine Kapelle am Ort, an dem nach der Überlieferung die Thebäische Legion hingerichtet wurde. Die Nonne, die sich um die Kapelle kümmert, berichtet, dass Pilger aus Oberägypten, die den Ort besuchen, von Gefühlen überwältigt werden.
Kein Wunder. Durch die blutigen Anschläge gegen ägyptische Kirchen in den letzten Jahren hat die Geschichte des Martyriums der Thebäischen Legion für die Kopten eine neue Bedeutung erhalten, auch wenn sie 1700 Jahre zurückliegt.