Vergangenheitsbewältigung – 6. April 2019

Das Schloss Trachselwald zeigte sich beim gestrigen Tagesausflug von seiner düsteren Seite. Die Sonne, die sich anfänglich über dem tiefen Morgennebel erhoben hatte, versteckte sich. Ein bissig kalter Wind wehte durch den Innenhof. Nassschnee löste sich von den steilen Dächern und zerplatzte auf dem grauen Pflaster, während Martin Hunziker, langjähriger Pfarrer der Langnauer Täufergemeinde, erzählte, wie Trachselwald jahrhundertelang das Zentrum der Verfolgung der Täufer war, die sich weigerten, ihre Kinder taufen zu lassen, Kriegsdienst zu leisten und den Treueeid auf die Obrigkeit zu schwören.

Im Turm stiegen wir auf engen, steilen Treppen nach oben. Eiserne Handschellen und ein schwerer, verschliessbarer Balken mit Öffnungen für die dünnste Stelle der Unterschenkel diente zur Fixierung von gefährlichen Gefangenen im sogenannten Mörderkasten.

Der Bauernführer Niklaus Leuenberger war 1653 im Turm gefangen, bevor man ihn auf der alten Landstrasse über die Wägesse nach Bern brachte, wo er zum Tod verurteilt, geköpft und zur Abschreckung der Bevölkerung gevierteilt wurde.

Sobald wir das Schloss verliessen, zeigte sich die wärmende Sonne. Wir wanderten über eine Anhöhe mit Blick auf die Hochalpen und erreichten schliesslich den Haslebacher Hof, auf dem der letzte in Bern hingerichtete Täufer lebte. Die Familie Haslebacher hütet hier ihren Stammbaum, Tonaufnahmen des Haslebacher Lieds und andere Erinnerungen an Besuche bei den Amischen in Pennsylvanien sowie eine 1553 gedruckte Bibel, die wohl dem berühmten Vorfahren gehört hat.

Warum Trachselwald besuchen?

Zur Vergangenheit Berns gehört auch Trachselwald.

Der Ausflug nach Trachselwald folgte auf einen Stadtrundgang durch das UNESCO-Weltkulturgut Berner Altstadt. Wo Licht ist, ist auch Schatten.

Die Landvogtei Trachselwald und der spätere Amtsbezirk Trachselwald grenzen im Osten an das Luzernbiet, das wir auf einem Ausflug am 4. Mai erkunden.