Reiseberichte

Hier finden Sie die Berichte über alle unsere Ausflüge und Reisen der letzten sechs Jahre.

Wir stellen uns jeweils die Frage, was an einem besuchten Ort charakteristisch ist, und denken manchmal über Zusammenhänge nach, die auf den ersten Blick nicht naheliegend sind. Einen Anspruch auf Vollständigkeit haben unsere Berichte nicht. Sie ersetzen also nicht die handelsüblichen Reiseführer.

Wenn Sie sich für ein Reiseziel besonders interessieren, dann sehen Sie sich auch die Ankündigung der betreffenden Reise an in der Rubrik Verpasste Gelegenheiten.

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Die kürzlich geschriebenen Berichte über unsere Reise nach Kastilien vom 4. bis 20. Mai 2025 und über unseren Tagesausflug nach Schwyz am 31. Mai 2025 werden voraussichtlich noch einmal durchgesehen und bei Bedarf überarbeitet.

Schwyz, 31. Mai 2025

Nachdem wir uns auf einer Reise durch Kastilien mit den Ursprüngen der spanischen Nation befasst haben, beschäftigen wir uns an diesem Tag mit der Entstehung der Eidgenossenschaft. Wir haben Glück mit dem Wetter. Der Himmel ist wolkenlos, und wir geniessen an diesem letzten Tag des Monats Mai einen eigentlichen Sommertag.

Wir warten beim Bushalt Schwyz Zentrum, bis wir alle Angemeldeten gefunden haben. Dann gehen wir die paar Schritte zum Bundesbriefmuseum, das 1936 erbaut wurde, und setzen uns neben die patriotische Statue Wehrbereitschaft von Hans Brandenberger (1912-2003). Es handelt sich um eine Bronzekopie des verschollenen Originals aus Gips, das an der Landesausstellung 1939 einen besonderen Platz hatte und angesichts der Weltlage auch eine besondere Bedeutung.

Sowohl das Bundesbriefmuseum als auch die Statue sind im Kontext der Geistigen Landesverteidigung entstanden. Die Schweiz sah sich damals genötigt, Entwicklungen wie den Anschluss Österreichs 1938 zu verhindern und sich abzugrenzen von in einer völkischen Definition von Nation, die für die mehrsprachige und föderalistische Schweiz eine Bedrohung darstellte. Ein Teil des Bürgertums sympathisierte trotzdem mit dem Faschismus, was sich beispielsweise in der Verleihung der Ehrendoktorwürde für Benito Mussolini durch die Universität Lausanne im Jahr 1937 zeigte.

Was können wir über die Statue sagen? Dargestellt ist ein Wehrmann, der seine Uniform anzieht, pflichtbewusst gemäss dem Grundsatz Jeder Schweizer ist wehrpflichtig, der als Artikel 18 in der Bundesverfassung von 1874 steht, die bis 1999 gilt.

Wir sehen keinen vorwärtsstürmenden Helden, sondern einen Mann in ruhiger Entschlossenheit. Man kann die Statue als Ausdruck eines typisch schweizerischen Militarismus sehen. Ich erinnere mich auch, dass bei der Abstimmung vom Februar 1984 ein Bild der Statue auf den Plakaten der Gegner eines Zivildienstes verwendet wurde. Die Mehrheit der Stimmenden lehnte damals die Einführung eines Zivildienstes ab, der eineinhalb mal so lange gedauerte hätte wie der Militärdienst, bei dem ein Zugang aber ohne Gewissensprüfung vorgesehen war – ein Modell, das der heutigen Lösung ähnlich sieht. Vor und nach 1984 wurden Militärdienstverweigerer in der Schweiz von Militärgerichten, also von einer nicht besonders neutral gesinnten Sonderjustiz, zu unbedingten Gefängnisstrafen verurteilt, während andere europäische Staaten schon lange einen zivilen Ersatzdienst eingeführt hatten. Amnesty international und andere Organisation betrachteten die Militärdienstverweigerer in der Schweiz als Gewissensgefangene.

Die Entstehungsgeschichte der Eidgenossenschaft, das Thema des Tagesausflugs, ist auch ein wichtiges Element in der Geistigen Landesverteidigung. Darum baute man das Bundesbriefmuseum, und darum auch steht diese Statue an ihrem Ort.

Zwei Publikationen aus meinem Büchergestell, die ich auf unseren Ausflug mitgenommen habe, illustrieren diese Beziehung.

Die erste ist ein handliches, rotes Büchlein mit dem Titel Wir wollen frei sein, Untertitel Ein Vaterländisches Brevier. Auf der letzten Seite eine Widmung: Ich möchte dieses schmale Bändchen jedem Soldaten in die Hand geben und ihn damit teilhaftig werden lassen an dem so glücklich gesammelten Erbe schweizerischen Geistes und schweizerischer Kultur. Armeehauptquartier, den 30.10.39. General Guisan

Das Büchlein ist gegliedert in sechs Teile, die dem Wortlaut des Rütlischwurs entsprechen, wie ihn der deutsche Nationaldichter Friedrich Schiller im Jahr 1804 in seiner Schreibstube in Weimar formuliert hat:

Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern,
In keiner Not uns trennen und Gefahr.
Wir wollen frei sein wie die Väter waren,
Eher den Tod als in der Knechtschaft leben.
Wir wollen trauen auf den höchsten Gott,
Und uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen.

Das zweite Druckerzeugnis in meinem Rucksack nennt sich Soldatenbuch, Untertitel Auf Dich kommt es an!, zweite Auflage 1959, vom Schweizerischen Militärdepartement dem Schweizer Soldaten gewidmet, 384 auf dünnem Papier gedruckte Seiten. Ein Bild des Bundesbriefs von 1291 ist auf der Rückseite des Umschlags und auf der ersten Seite des Buches wiedergegeben.

Die Publikationen von 1939 und von 1959 sind sich ähnlich. Die Geistige Landesverteidigung wurde nach dem Weltkrieg weiter kultiviert und der Zeit des Kalten Krieges angepasst. Einer der Autoren hat an beiden Publikationen mitgearbeitet.

Das Soldatenbuch erklärt den Soldaten beispielsweise, wie nach dem Einsatz von Atomwaffen erfolgreich weitergekämpft wird.

Anfangs 1959 wurde eine schweizerische Volksinitiative für ein Verbot der Atomwaffen lanciert, die 1962 von Volk und Ständen mit 65% Nein-Stimmen abgelehnt wurde. Der Bundesrat und die Armeeführung fühlten sich dadurch demokratisch legitimiert, ihr erklärtes Ziel einer atomaren Bewaffnung der Schweiz weiter zu verfolgen. Für mich ist diese verdrängte und vergessene Episode unserer Geschichte ein Hinweis auf die bedauerliche Feststellung, dass Demokratie nicht vor Wahnsinn schützt.

Das Atomwaffenprogramm der Schweiz endete unter dem Druck der Grossmächte auf die Schweiz, den Atomsperrvertrag zu unterschreiben und zu ratifizieren, und mit der Explosion des unterirdischen Versuchsreaktors in Lucens bei einem Störfall im Januar 1969.

Zur Entstehung der Eidgenossenschaft gehören auch Legenden, die sich nicht als historische Fakten nachweisen lassen, beispielsweise der Rütlischwur, oder die 1470 erstmals schriftlich erwähnte Geschichte von Wilhelm Tell. Diese Mythen sind zwar nicht Geschichte im Sinn der Wissenschaft, sie haben aber eine Wirkungsgeschichte und eine Geschichte ihrer Verwendung.

Das Bundesbriefmuseum und das Forum Schweizer Geschichte Schwyz unterscheiden heute klar zwischen Geschichte und Mythos.

Wann wurde die Schweiz gegründet?

Die Annahme, dass dies im Jahr 1291 geschah, ist eine Version, die ab 1891 galt, aber inzwischen bei Historikern eher als Fiktion angesehen wird. Vor 1891 wurde oft 1307 als mögliches Gründungsjahr der Eidgenossenschaft betrachtet.

Es gibt zwar einen Bundesbrief in lateinischer Sprache, der auf anfangs August 1291 datiert ist. Ihn als Gründungsurkunde der Schweiz zu betrachten, ist aber problematisch. Den Historikern fällt auf, dass dieser Brief von 1291 in keinem späteren Bundesbrief erwähnt wird und dass er von den mittelalterlichen Chronisten nie erwähnt wurde. Er sei auch, so steht es in der Ausstellung, in einem seltsamen Latein geschrieben. Die Handschrift des Schreibers sei nicht in anderen Dokumenten aus der gleichen Zeit zu finden. Weiter stimme die Reihenfolge der Kantone im Text nicht überein mit der Reihenfolge der Siegel, was ein protokollarischer Fehler sei. Es kann sein, dass der Brief später geschrieben und zurückdatiert wurde, für einen Zweck, der uns heute nicht mehr bekannt ist. Rückdatierungen zur Erhöhung der Legitimität waren im Mittelalter gängige Praxis.

Eine weitere Frage ist, seit wann die Eidgenossenschaft als ein Staat betrachtet werden kann.

Es scheint unbestritten, dass die Schlacht am Morgarten 1315 stattgefunden hat, auch wenn die beiden Kantone Schwyz und Zug sich nicht einig sind über den Ort des Ereignisses. Auch die Schlacht von Sempach 1386, in der Herzog Leopold III von Österreich getötet wurde, ist historisch belegt. Mit Ausnahme des Bundesbriefs von 1291 sind auch alle Bundesbriefe ab 1315, die im Bundesbriefmuseum ausgestellt sind, authentisch. Sicher war die Eidgenossenschaft mit ihren acht Orten Zürich, Bern, Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug und Glarus von 1353 bis 1515 ein sehr mächtiges und in vielen Schlachten überlegenes Militärbündnis.

Aber war die alte Eidgenossenschaft ein Staat? War sie nicht eher ein Zweckbündnis weitgehend unabhängiger Kleinstaaten? Die Eidgenossen trafen sich mehrmals jährlich an der Tagsatzung, aber die Tagsatzung war keine Regierung. Die Delegierten stimmten nach den Weisungen ihrer Regierungen. Die Eidgenossen waren oft geteilter Meinung. Es bestanden Gegensätze zwischen Stadt- und Landorten, zwischen Anhängern des Papstes und Anhängern des französischen Königs, später zwischen Reformierten und Katholiken, und so weiter. Die Eidgenossenschaft blieb dabei trotz ihrem Sieg im Schwabenkrieg von 1499 Teil des Reichs.

Die europäischen Mächte anerkannten zwar im Westfälischen Frieden von 1648, dass die Schweiz nicht der Gerichtsbarkeit des Heiligen Römischen Reiches untersteht. Dies geschah dank einer weitgehend persönlichen Initiative des Basler Bürgermeister Rudolf Wettstein. Aber dies hinderte viele Städte und Orte der Eidgenossenschaft nicht daran, noch jahrzehntelang den Reichsadler auf ihren Stadttoren abzubilden oder auf ihren Wappenscheiben. So zeigt eine Schwyzer Wappenscheibe von 1669 das Wappen von Schwyz unter dem dominierenden Reichsadler.

Stell dir vor, die Schweiz wird unabhängig, und keiner merkt es.

Wie steht es mit der viel beschworenen Freiheit der Eidgenossen? Jeder soll nach seinem Stande seinem Herrn dienen, wie es sich geziemt. So steht es im Bundesbrief von 1291, und so ist es gemeint.

Die Ausstellung im Bundesbriefmuseum ist gut gemacht. Die einzige Kritik der Teilnehmerinnen und Teilnehmer unseres Ausflugs war, dass die Ausstellung das 1947 fertiggestellte Wandgemälde von Walter Clénin verdeckt. Das Gemälde stellt den Rütlischwur dar. Der Mythos ist in den Hintergrund gerückt.

Bevor wir den Ausstellungsraum verlassen, beachten wir die verschiedenen Flaggen. Unter ihnen befindet sich eine Trikolore der Helvetischen Republik.

Wir teilen uns während der Mittagspause auf. Es gab früher im Kantonshauptort Schwyz eine grosse Zahl von Restaurants und Gasthäusern. Heute ist das Zentrum von Schwyz an einem Samstagmittag bei schönem Wetter eher verwaist. Die Ausflügler sind in den Bergen oder in Brunnen am See. Eingekauft wird in den Einkaufszentren. Trotzdem verhungern wir nicht. Im Sternen kommt die Pizza aus dem Holzofen, und auch im CaféLaden isst man gut. Offen ist am Samstagmittag auch der asiatische Ratskeller. Den haben wir aber nicht getestet.

Am Nachmittag treffen wir uns in der prächtigen Barockkirche Sankt Martin und stellen den Schwyzer Schriftsteller Meinrad Inglin (1893-1971) vor. Als er 1922 seinen ersten Roman Die Welt in Ingoldau veröffentlicht, ist die Bevölkerung empört. Inglin meint mit Ingoldau nicht nur Schwyz, aber auch Schwyz, und seine Darstellung ist so nahe an der Wirklichkeit, dass die Dorfbewohner sich in ihr persönlich wiedererkennen und sich ärgern. Inglin muss für eine Zeit das Dorf verlassen. Wir lesen in der Kirche die Schilderung des inneren Dialogs vor, die der Fürsprecher des Ortes mit sich führt, bevor er zur Beichte niederkniet. Wer sich in die Mentalität des beginnenden 20. Jahrhunderts zurückversetzen will, sollte Die Welt in Ingoldau genauso lesen wie den Roman Schweizerspiegel, der die Situation im Zürcher Bürgertum und in der Armee während der Grenzbesetzung 1914 bis 1918 beschreibt.

Inglin ist auf dem Friedhof von Schwyz begraben, ganz oben am Rand des Gräberfelds, auf der rechten Seite. Unter dem stattlichen Grab des Vaters, Oberleutnant Meinrad Inglin, der 1906 in den Bergen tödlich verunglückte, liegt eine kleine Metallplatte, die auf den Schriftsteller hinweist.

Wir gehen aber nicht zum Friedhof, sondern zum Forum Schweizer Geschichte Schwyz, zum früheren Zeughaus. Die Dauerausstellung zur Geschichte vom 12. bis zum 14 Jahrhundert wird auf drei Stockwerken gezeigt. Im Dachgeschoss beginnt sie mit einem Blick auf Europa im Mittelalter, im Obergeschoss geht es um den Alpenraum, und im Erdgeschoss um die Zentralschweiz. Das Funktionieren von Herrschaft im Mittelalter wird thematisiert, die Funktion des Eides zum Beispiel, und es werden Parallelen aufgezeigt zwischen dem Streben nach Autonomie in den Städten Oberitaliens und bei den Eidgenossen. Das Untergeschoss ist für Sonderausstellungen vorgesehen. Bei unserem Besuch wird die nächste Ausstellung vorbereitet..

Zum Abschluss unseres Ausflugs besuchen wir die Ital Reding-Hofstatt. Innerhalb der Umgebungsmauer der Hofstatt liegt ein Wohnhaus, das 1287 erbaut wurde und als ältestes Holzhaus Europas gilt. Das Haus Bethlehem blieb im Laufe der Jahrhunderte nicht unverändert, aber einigen Teilen sieht man das Alter doch an. Sehenswert ist dann vor allem das herrschaftliche Wohnhaus aus dem Beginn des 17. Jahrhunderts. Es zeigt den Reichtum einer Familie, die vom Söldnerwesen und vom Transithandel über den Gotthard profitierte und in der Politik des Kantons eine wichtige Rolle spielte.

Im Bauernkanton Schwyz lebte eine Oberschicht mit Kunstverständnis und ohne Komplexe. Mir gefallen die Dekorationen im Holzboden, die ich erst bei meinem zweiten Besuch bemerke.

Anschliessend zeigen wir unserer Gruppe den Eingang zur Klosterkirche der Dominikanerinnen. In einer Schenkungsurkunde vom 29. Mai 1275 wurde den Nonnen eine Wiese geschenkt, und am 29. Mai 2025 feierte das Dominikanerinnenkloster St. Peter sein 750-jähriges Bestehen. In einer Broschüre wird die Geschichte des Klosters erzählt. Schwierige Zeiten erlebte das Kloster, als die Franzosen ihre Freiheit nach Schwyz brachten.

Da so sind wir wieder bei,m Thema Freiheit angekommen. Im Bundesbriefarchiv hängt ein Bild der Schlacht am Morgarten, die in der Bildlegende als erste Freiheitsschlacht bezeichnet wird.

Mit ein Grund für die Schlacht war wohl der sogenannte Marchenstreit über Weideland zwischen den Bauern von Schwyz und dem Kloster Einsiedeln. Das Kloster hatte keine Streitmacht, sondern stand unter dem Schutz der Habsburger. In der Dreikönigsnacht 1314 überfielen die Schwyzer das Kloster Einsiedeln und entführten die Mönche nach Schwyz. Die Landesherren mussten reagieren. Am Morgarten wurden sie geschlagen. War es eine Freiheitsschlacht? Wenn ja, um welche Freiheit ging es?

Die Freiheit ist ein fester Bestandteil des politischen Diskurses in Europa. Gleichzeitig ist die Forderung nach Freiheit nicht in jedem Kontext willkommen. Der Slogan From the river to the sea: Palestine will be free wird in Teilen Europas als Aufforderung zu terroristischen Gewalttaten verstanden und ist deswegen verboten und strafbar.

Eine gewisse Skepsis ist gewiss angebracht, wenn im Namen der Freiheit gesprochen wird. Oft ist unklar, was mit Freiheit gemeint ist. Freiheit wovon, wozu, für wen, mit oder ohne Verantwortung? Dieselbe Skepsis ist angebracht, wenn von Unabhängigkeit die Rede ist. Die Welt ist vernetzt. Es bestehen konkrete Abhängigkeiten, die man benennen kann, die sich möglicherweise verringern lassen, aber wirklich unabhängig ist kein Land, wenn wir genau hinsehen.

Wenn es um die Erhöhung von Militärausgaben geht, wird die Bevölkerung mit einem Wortschwall voller Freiheit und Unabhängigkeit bedient. Hier müssten kritische Fragen einsetzen an die Politiker: Welche Abhängigkeiten wollt ihr verringern und warum? Welche konkreten Freiräume wollt ihr bewahren oder vergrössern? In den Antworten würde sich dann wohl zeigen, wie bescheiden der Beitrag der Armee zur Bewahrung von realer Freiheit und Unabhängigkeit ist. In der konkreten Verwaltung des Bundes, der Kantone und der Gemeinden ist nämlich kaum noch von Freiheit die Rede, dafür sehr oft von Sachzwängen und von fehlenden finanziellen Mitteln.

Der Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt äusserte in einer Rede 1990 die Ansicht, dass die Schweiz kein Hort der Freiheit sei, sondern ein Gefängnis, in dem die Insassen selbst ihre Wärter sind.

Friedrich Schiller hingegen dichtete: Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei, Und würd er in Ketten geboren.

Wenn Schiller richtig liegt, ist der Mensch immer frei, besonders in einem Kontext, der ihn einschränkt. Vermutlich meint Schiller damit, dass Zwänge keine Entschuldigung für unselbständiges Handeln sind.

Wenn der Mensch frei ist und den Mut hat, so zu handeln, wie er es für ethisch richtig hält, macht es dann einen fundamentalen Unterschied, ob das System, in dem er lebt, sich als frei definiert? Wohl kaum. Auch in einem freiheitlichen Rechtsstaat gibt es Machtverhältnisse, und wer diese in Frage stellt, muss manchmal mit Konsequenzen rechnen, die schmerzhaft sind.  

Wie dem auch sei, am Ende unseres Ausflugs fordere ich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf, ihre Freiheit zu nutzen und zu verteidigen, sich nicht einschüchtern zu lassen und mutig zu sein.

Wir verabschieden uns. Ganz in der Nähe der Bushaltestelle entdecken wir dann noch den Brunnen, den ich gesucht hatte, und der dem bekannten Schwyzer Schriftsteller gewidmet ist.

Eine kleine Gruppe fährt mit dem Bus nach Brunnen. Dort steigen wir auf ein Schiff, das uns über den ruhigen See nach Luzern bringt, während wir die Berge, Hügel und Siedlungen betrachten, die langsam unter dem Himmel der Innerschweiz vorbeiziehen.

Kastilien mir der Bahn, 4. – 20. Mai 2025

Es war eine lange Reise. Siebzehn Tage.

Die Welt hat sich in dieser Zeit weitergedreht. Das Gras im Garten ist gewachsen. Die katholische Christenheit hat einen neuen Papst. Rumänien hat einen neuen Präsidenten. Nach drei Jahren Krieg gibt es erstmals wieder direkte Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine. Der Weg zum Krieg war ein langer Prozess. Der Weg zum Frieden wird auch beschwerlich sein.

In Gaza wurden während unserer Reise wieder Hunderte von Zivilisten getötet dank Waffenhilfe aus den USA und aus dem besorgten Europa. Die Lieferung von Lebensmitteln in den Küstenstreifen wurde unterbunden. Die Begleitmusik dazu lieferte der European Song Contest ESC in Basel, bei dem der Beitrag aus Israel die meisten Stimmen aus dem Publikum erhielt. Der spanische Premierminister Pedro Sánchez meinte, man hätte Israel vom Gesangswettbewerb ausschliessen müssen. Man hätte. Man könnte. Man sollte. 

Als Student befragte ich die Weltkriegsgeneration in der Schweiz. Ich wollte wissen, wie sie damit umging, dass im Nachbarland ein Völkermord stattfand. Die meisten Antworten waren nachdenklich, verlegen, ausweichend. Jetzt verstehe ich diese Generation, die inzwischen gestorben ist. Und heute, ist es ein Völkermord, sind es Massaker? Sind die Toten selbst schuld? Wie können wir dies beurteilen? Kümmert sich jemand um unser Urteil?

In Srebrenica reichten 8372 tote Männer für die Anerkennung als Genozid. In Gaza reichen über 16,000 tote Kinder dafür nicht. Sassen die Kinder als menschliche Schutzschilde auf Raketenbasen der Hamas? Oder wurden sie in Schulen, Spitälern, Wohnhäusern und Zelten getötet?

Die Welt hat andere Probleme und keine Zeit, um sich über solche Fragen den Kopf zu zerbrechen. Mir geht es nicht anders. Ich will nur einen Bericht schreiben über eine Gruppenreise nach Kastilien auf dem Landweg.

Die Vergangenheitsbewältigung, die machen wir dann später, wenn es vorbei ist. Dafür umso gründlicher. Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus. Bis zum nächsten Mal.

Spanien ist eine der beliebtesten Tourismusdestinationen weltweit. 94 Millionen Menschen besuchten das Land im Jahr 2024. Damit liegt Spanien weltweit auf Platz zwei nach Frankreich.

Kaum jemand reist mit dem Zug nach Spanien. Der Baedeker-Reiseführer Spanien, in seiner 18. aktualisierten Auflage 2024, informiert folgendermassen über die Möglichkeiten der Anreise: Für einige Ziele bieten sich Bahnrouten nach Hendaye/Irun oder via Lyon bzw. Perpignan nach Cerbère/Portbou an. Aufgrund unterschiedlicher Spurweite muss man an der französisch-spanischen Grenze umsteigen.

Dass diese Angaben schon seit über zehn Jahren nicht mehr stimmen, können die acht Autoren und die eine Autorin nicht wissen.

Für Leserinnen und Leser aus der Schweiz sei hier erwähnt, dass täglich ein spanischer Hochgeschwindigkeitszug in fünf Stunden von Lyon nach Barcelona fährt, und zwar direkt und ohne Wechsel der Spurweite. Auf der alten Strecke über Cerbère / Portbou verkehren weiterhin Regionalzüge. Es handelt sich dabei um eine landschaftlich spektakuläre Strecke der Steilküste entlang. 

Weil wir eine Rundreise geplant haben, fahren wir am Sonntag, dem 4. Mai erst mal nach Paris und von dort weiter nach Bordeaux. In Paris sind wir vom Paris Gare de Lyon zum Bahnhof Montparnasse mit der Metrolinie 6 unterwegs, die von der Haltestelle Bercy neben dem imposanten Finanzministerium direkt und teilweise oberirdisch zur Metrostation Montparnasse-Bienvenüe fährt. Für das Umsteigen zwischen den beiden Bahnhöfen haben wir grosszügig zwei Stunden Zeit eingeplant, um jeden Stress zu vermeiden. Weil wir die Fahrkarten zwei Monate vor der Reise gekauft haben, konnten wir uns zwischen Paris und Bordeaux die erste Klasse leisten. Wir Menschen aus dem dichtbesiedelten Schweizer Mittelland staunen unterwegs über die Weite der französischen Landschaften. Insgesamt sitzen wir zwischen Basel und Bordeaux weniger als sechs Stunden im Zug.

In Bordeaux liegt unser Hotel nicht weit vom Bahnhof, und für einen Spaziergang zu den Restaurants in der Altstadt und zum historischen Pont de Pierre über die Garonne reicht es auch.

Aber wie fahren wir am nächsten Tag mit dem Zug von Bordeaux nach Burgos?

Auf den Webseiten der französischen SNCF und der spanischen RENFE ist keine Verbindung zwischen den beiden Städten angegeben. Die SBB zeigt mir zwar Züge, mit denen wir fahren, aber fordert mich auf, die Strecke zwischen den Grenzbahnhöfen Hendaye und Irún in einem fünfzigminütigen Fussmarsch zu bewältigen. Die Webseite trainline schlägt mir im Mai 2025 gar vor, für die Route von Bordeaux nach San Sebastián via Paris, Narbonne, Barcelona und Miranda da Ebro nach San Sebastián zu fahren, in 36 Stunden und 5 Minuten.

Die Bahnunternehmen tun alles, um Reisende abzuschrecken.

Wir haben eine Lösung gefunden. Nach dem Frühstück fahren wir von der historischen Bahnhofhalle von Bordeaux Saint-Jean in zweieinhalb Stunden nach Hendaye auf einer historischen Bahnlinie, die schnurgerade durch Felder und durch sandige Pinienwälder führt. Auf ihr erreichten zwei französische Lokomotiven im März 1955 eine Geschwindigkeit von 331 km/h. Sie stellten damit einen Geschwindigkeitsrekord auf der Schiene auf. Seit April 2007 liegt der Rekord bei 574.8 km/h, erreicht wurde er wieder in Frankreich.

In Hendaye steigen wir um in die moderne Schmalspurbahn Euskotren, die im Takt jede halbe Stunde nach Amara-Donostia fährt, also ins Zentrum der Stadt San Sebastián, die baskisch Donostia heisst. Die Fahrkarten löst man nicht im Vorverkauf und nicht im Internet, sondern am Schalter von Euskotren. Die Fahrt kostete im Mai des letzten Jahres 2 Euro und 75 Cents, jetzt kostet sie 2 Euro und 90 Cents.

Woher kennen wir diese Verbindung? Wir lesen Karten. Wir haben die Schmalspurbahn auf openrailmap entdeckt und dann recherchiert. Dann haben wir die Reise im Mai 2024 selbst gemacht.

Wenn ich richtig verstehe, wird zwischen Hendaye und San Sebastián ein Normalspurgleis eingebaut, so dass es in Zukunft möglich sein soll, ohne umzusteigen über die Grenze zu fahren. Bis es so weit ist, bleibt Euskotren die beste Option für eine Reise von Frankreich nach Euskadi, ins spanische Baskenland, spanisch País Vasco.

Innerhalb des Baskenlands wird seit 2006 an einem Hochgeschwindigkeitsnetz gebaut, bekannt als Y vasco, das die drei Städte San Sebastián / Donostia, Bilbao und Vitoria / Gasteiz miteinander verbinden wird und auch für die zukünftige Direktverbindung von Paris nach Madrid genutzt werden soll.

In der Nähe des Bahnhofs Amara Donostia gibt es Bäckereien und Möglichkeiten, Kaffee zu trinken. Einige Mitreisende sind gleich begeistert von der Architektur der Stadt und fordern uns auf, eine Reise entlang der spanischen Nordküste zu organisieren. Wir nehmen solche Aufforderungen gerne auf.

Zu Fuss gehen wir über die nahe, 1905 eröffnete Brücke, die nach Königin Maria Cristina benannt ist. Sie führt uns zum Bahnhof, an dem die Züge der Staatsbahn RENFE fahren.

Von San Sebastián aus windet sich der Zug auf der 1864 eröffneten Nordbahn durch die grünen Täler des Baskenlands in die Höhe. Die Vegetation ist grün und üppig. Die schmucken Wohnhäuser, teilweise mit Fachwerk, erinnern mich etwas an die heile Welt des Südtirols. Dann überqueren wir das nordwestliche Einzugsgebiet des Flusses Ebro, in dem auch die drittgrösste Stadt des Baskenlandes liegt, Vitória / Gasteiz. Wir fahren weiter und erreichen die weite Hochebene, die Meseta.

In Burgos kommen wir nach drei Stunden und zwanzig Minuten an. Der moderne Bahnhof Burgos Rosa Manzano liegt weit ausserhalb der Stadt und wirkt atmosphärisch wie ein überdimensionierter und verschlafener Provinzflughafen.

Die Stadt Burgos hat im Jahr 1998 beschlossen, den Bahnhof vom Zentrum an den Stadtrand zu verlegen. Es gibt neben dem Bahnhof viele Gratis-Parkplätze, im Bahnhof Scanner für das Reisegepäck, einen Fahrkartenschalter, Toiletten und sonst gar nichts mehr. Mit dem Zug ist man dank der neuen Bahnlinie in weniger als zwei Stunden in Madrid. Aber die grosszügig geplante Bar hat nicht rentiert. Immerhin fährt jede halbe Stunde ein Bus ins Zentrum. Fahrkarten gibt’s beim Fahrer. Zusammen mit dem ähnlich abgelegenen Zentralbahnhof von Belgrad ist der Bahnhof von Burgos die übelste Fehlplanung im europäischen Schienenverkehr, die wir kennen.

Bei unseren Auslandreisen organisieren wir jeweils am ersten und letzten Abend ein gemeinsames Abendessen. Nach einer Mittagszeit unterwegs sind wir am Abend bereit für ein Menu im Restaurant Mesón Los Herreros in der Altstadt.

im Zentrum von Burgos gibt es viele Restaurants. Sie öffnen mittags meist ab halb zwei, abends jeweils um halb neun. Wer Schwierigkeiten hat beim Umstellen der Essenszeiten, sollte versuchen, für die Planung der Mahlzeiten in Iberien den Stand der Sonne zu berücksichtigen. Burgos liegt drei Grad westlich von Greenwich. Die Sonne steht bei Sommerzeit in Burgos erst nach 14 Uhr im Zenit.

Wer leicht essen will, sieht sich um nach Orten, die raciones anbieten, also grössere Portionen von tapas, die man als Mahlzeit betrachten kann. Uns hat die Épica Gastro Bar gefallen, nicht weit von der Plaza Mayor, die aber am Montag geschlossen ist.

Immer offen ist die Plaza Mayor, und auf ihr steht Carlos III, der 1759 im Alter von 43 Jahren eher unerwartet König von Spanien wurde. Von 1735 bis 1759 herrschte er als Carlo über die Königreiche Neapel und Sizilien und liess den Königspalast von Caserta erbauen, la Reggia di Caserta, samt Garten und künstlichen Wasserfällen, wo wir uns auf einer Gruppenreise im März 2022 aufhielten.

Wir beginnen unsere Reise in Burgos, weil wir auf der Suche nach den historischen Wurzeln Kastiliens und der spanischen Nation sind.

Die Sprache der kleinen Grafschaft Kastilien ist nicht nur die Landessprache Spaniens, sondern die nach chinesisch am weitesten verbreitete Muttersprache weltweit. Der Grund liegt in der Geschichte, der wir uns auf dieser Reise annähern.

Aber wie heisst die Sprache richtig, español oder castellano? Es gibt dazu zwei richtige Meinungen. In den Verfassungen der Staaten Lateinamerikas sind beide Varianten zu finden. In der Verfassung des Königsreichs Spanien von 1978 steht der folgende Sprachenartikel:

Artículo 3.
1. El castellano es la lengua española oficial del Estado.
Todos los españoles tienen el deber de conocerla y el derecho a usarla.
2. Las demás lenguas españolas serán también oficiales en las respectivas Comunidades Autónomas de acuerdo con sus Estatutos.
3. La riqueza de las distintas modalidades lingüísticas de España es un patrimonio cultural que será objeto de especial respeto y protección.

Am 6. Mai, eienm Dienstag, ist es kühl. Wir haben unsere Mitreisenden vor der Reise gewarnt, dass für diesen Tag in Burgos Temperaturen zwischen 3 und 11 Grad Celsius vorhergesagt wurden. 

Gut eingepackt spazieren wir also an diesem Morgen von unserem Hotel in der sonnigen Frischluft des Hochlands zum Denkmal des Nationalhelden El Cid, der hoch oben auf einem steinernen Sockel entschlossen auf den unsichtbaren Feind zureitet, das lange Schwert gezückt – das Originalschwert des tapferen Kriegers wird im Museum von Burgos aufbewahrt. 

Der Name El Cid ist abgeleitet vom arabischen al-sayyid beziehungsweise sidi, mein Herr. Der 1099 verstorbene Militärunternehmer oder Warlord mit dem bürgerlichen Namen Rodrigo Díaz de Vivar ist ein Held der christlichen Reconquista, kämpfte aber zeitweise auch für moslemische Brotherren. Dank den Mitgliedern unserer Reisegruppe, die spanisch gelernt haben, gelingt es uns auch, die Inschriften auf den beiden Seiten des Reiterdenkmals zu verstehen.

Dann promenieren wir weiter der Stadtmauer entlang zum Stadttor Arco de Santa Maria aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Von den Nischen des Torbaus begrüssen uns Statuen der Gottesmutter, unter ihr ein Schutzengel, darunter Kaiser Karl V alias Carlos I de España, unter ihm der Graf Diego Porcelos, der als Vasall von König Alfonso III von Asturien im Jahr 884 die Stadt Burgos gegründet haben soll. Zur rechten Hand des Kaisers steht Graf Fernán González, der 970 starb und unter dem die Grafschaft Kastilien unter dem Königreich León eine weitgehende Autonomie erlangte, zur rechten Hand des Kaisers wieder der Nationalheld El Cid. 

Fast hundert Jahre später, 1065, machte der König von León Fernando el Magno die Grafschaft Kastilien zu einem Königreich, das er seinem erstgeborenen Sohn Sancho II übergab.

Wir besichtigen an diesem Vormittag die Kathedrale von Burgos und vergessen dabei nicht, dass sie als kirchliches Zentrum einer Hauptstadt gebaut wurde. Baubeginn war 1221, die Türme des deutschen Baumeisters Juan de Colonia und die Uhr mit dem Automaten Papamoscas (Fliegenfänger) stammen aus dem 15. Jahrhundert, die Kuppel über der Vierung und der Hauptaltar stammen aus dem 16. Jahrhundert, und vier Kapellen wurden im 18. Jahrhundert abgerissen und der Raum zu einer Kapelle umgestaltet. Der Bau stellt also stilistisch keine Einheit dar. Anders als in französischen Kathedralen, die beim Eintritt durch das Westportal einen Eindruck des gesamten Raumes vermitteln, steht man in Burgos, wenn man das Westportal geöffnet hat, vor der Rückwand des später eingebauten Chors. 

Der Zutritt zum Innern der Kathedrale erfolgt in Burgos für Touristen aber vom renovierten Südportal aus dem 13. Jahrhundert, und man bezahlt Eintritt. Einen Eintrittspreis bezahlen wir später ebenso in den Kathedralen in León, Salamanca, Ávila und Toledo sowie in weiteren Kirchen und Klöstern..

Der Reichtum und die Pracht der Kathedrale von Burgos offenbaren sich in den verschiedenen Kapellen. Wir wollen hier nur die Kapelle mit dem Retablo (Altar) der Heiligen Anna erwähnen, eine überwältigende spätgotische Konstruktion mit reichen, vom flämischen Bildhauer Gil de Siloé ausgeführten Schnitzereien aus dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts, und die Capilla del Condestable ganz im Osten, in der östlichen Verlängerung der Hauptachse, in der der condestable de Castilla Pedro Fernández de Velasco (1425-1492) und seine Ehefrau beerdigt sind, mit Blick auf den Altar, und zwar so, dass sie diesem gegenüberstehen, wenn sie beim Jüngsten Gericht von den Toten auferweckt werden. Der condestable – offenbar gibt’s dafür den deutschen Begriff Konnetabel, der mir aber nicht geläufig ist – hatte weitgehende Handlungsbefugnisse, bei Abwesenheit des Königs die königliche Befehlsgewalt.

In der Kathedrale, und zwar genau unter der Vierung, ist der Nationalheld El Cid und seine Frau Jimena begraben.

Nach einer Mittagspause nehmen wir zusammen den Bus 20, der ausserhalb der Saison viermal täglich von der Plaza de España abfährt, zum Kartäuserkloster Miraflores ausserhalb der Stadt. Eine eigentliche Bushaltestelle gibt es beim Kloster nicht, aber der Fahrer macht einen Schlenker zum Eingang der Cartuja de Miraflores, wenn man ihn bittet.

Das Kloster Miraflores wurde im Jahr 1442 gegründet vom König Johann II als Begräbniskirche für sich und seine zweite Frau Isabella von Portugal. Juan II (wir verwenden von nun an die spanischen Namen) war Rey de Castilla, de Toledo, de León, de Galicia, de Sevilla, de Córdoba, de Murcia, de Jaén, del Algarve, de Algeciras y Señor de Vizcaya y de Molina.

Das Kloster wird auch heute also solches benutzt, und es wird dort ausnahmsweise kein Eintrittspreis verlangt, es gibt aber eine Kollekte. Bei unserem Besuch ist die eindrückliche, stimmungsvolle Klosterkirche fast leer. Kein Ort des Massentourismus, und doch ein sehr geeigneter Ort, um sich mit den Ursprüngen Spaniens zu befassen.  

Ähnlich wie im Fall des condestable und seiner Frau in der Kathedrale liegen Juan II und Isabel als Alabasterfiguren vor dem grossen, geschnitzten Holzaltar, der fast die ganze Apsis ausfüllt. Auch hier war Gil de Siloé als Bildhauer und Schnitzer am Werk. Zur Vergoldung des Altars wurde eine der ersten Goldlieferungen aus dem eben entdeckten und eroberten Amerika verwendet. 

In der Kirche ist auch der mit fünfzehn Jahren verstorbene Sohn des Paares, Alfonso, begraben, für den ein Grabmal an der Seitenwand geschaffen wurde.

Die Tochter des Paares ist in Granada begraben. Es handelt sich bei ihr um keine geringere Person als um Isabel, die Königin von Kastilien. Isabel und ihr Gemahl Fernando de Aragón sind die populären katholischen Könige, die erstmals ein Gebiet kontrollierten, das ziemlich genau dem Territorium des heutigen Spaniens entspricht. Nach den Reyes Católicos sind in Spanien viele Prachtstrassen benannt, und in Burgos nicht nur die Avenida vor unserem Hotel, sondern auch das Hotel selbst, in dem wir komfortabel untergebracht sind.

Vom Kartäuserkloster, etwas erhöht auf über 900 Meter über Meer gelegen, gehen wir anschliessend auf einem Fussweg und über Wiesen zum Fluss Aranzón hinunter und spazieren weiter angenehm dem Fluss entlang ins Zentrum von Burgos zurück.

Wir weisen im Zentrum von Burgos auch auf ein Gebäude hin, das in den Reiseführern, die ich konsultiert habe, nur als Museo Histórico-Militar erwähnt wird.

Es handelt sich um den Palacio de Capitanía an der Plaza de Alonso Martínez. Am 1. Oktober 1936 wurde General Francisco Franco in diesem Gebäude von einer vorher manchmal uneinigen Junta von Putschisten zum Staatschef ernannt: El 1 de octubre de 1936 dio comienzo la dictadura franquista con la proclamación, por los sublevados, de Francisco Franco como Jefe del Gobierno de Estado. El acto tuvo lugar en la sede de Capitanía General de Burgos. En el salón había unidades del Ejército, de Falange y el Requeté; y también representantes de la Italia fascista y la Alemania nazi, aliados en la Guerra Civil. So oder ähnlich beschreiben es übereinstimmend verschiedene Quellen, die wir im Internet gefunden haben. Der neugierigen Menschenmenge habe Franco keine Diktatur angekündigt, denn mit ihr hatte die Bevölkerung schon ihre Erfahrungen, sondern un régimen jerárquico de armonioso funcionamiento. Seltsam ist, dass wir am ganzen Gebäude keine Hinweistafel entdecken können, die auf dieses geschichtliche Ereignis hingewiesen hätte.

Am 8. Mai besuchen wir am Vormittag ein weiteres Kloster, das zwar nicht ausserhalb der Stadt liegt, aber ausserhalb des Zentrums, etwa eine halbe Stunde zu Fuss, flussabwärts. Es ist die königliche Zisterzienserinnenabtei Las Huelgas, in welchem wir zum voraus für unsere Gruppe eine Führung in spanischer Sprache gebucht haben. Das Frauenkloster wurde im Jahr 1187 gegründet, also zweieinhalb Jahrhunderte vor Miraflores. Wir müssen uns in die entsprechende Zeit zurückversetzen, als Spanien noch unter dem Einfluss der islamischen, arabischen und berberischen Kultur von al-Andalus stand. Teile des Klosters, besonders die Stuckverzierungen an den Decken und die Inschriften, gelten als Beispiele für den Mudéjar-Stil der arabischsprachigen und meist nicht zum Christentum konvertierten Bevölkerung unter der Herrschaft christlicher Könige. 

Im Kloster begraben sind seine Gründer, König Alfonso VIII von Kastilien (1155-1214) und seine Ehefrau Eleonor Plantagenet (1170-1214, Tochter des Königs Henry II of England mit der berühmten Aliénor d’Aquitaine, welche es nach fünfzehn Jahren Ehe mit dem französischen König Louis VII schaffte, ihre Ehe von der Kirche annullieren zu lassen und dafür den beträchtlich jüngeren englischen Thronfolger aus der Dynastie der Plantagenet zu heiraten).

Viele weitere Mitglieder der kastilischen Königsfamilie sind in Las Huelgas bestattet. Die Sarkophage wurden anfangs des 19. Jahrhunderts von napoleonischen Truppen auf der Suche nach Gold und Edelsteinen geplündert und beschädigt.

Am Schluss des Rundgangs besuchen wir einen Saal mit mittelalterlichen Textilien. Das bekannteste Stück der Sammlung ist el Pendón de las Navas de Tolosa, das angebliche Feldzeichen des Kalifs der Almohaden an-Nasir in der Schlacht von Navas de Tolosa 1212, die mit dem Sieg des kastilischen Königs Fernando III endete.

Wir haben am selben Tag Fahrkarten für den schnellsten Zug, der zwischen den beiden königlichen Hauptstädten Burgos und León verkehrt, in einer Stunde und 19 Minuten. Die Hochebene ist ziemlich menschenleer. Die Bevölkerungsdichte beträgt in den drei Provinzen, durch wir durchqueren, zwischen 20 und 29 Personen pro Quadratkilometer – im Kanton Zürich sind es bald tausend Personen.

In León überqueren wir zu Fuss die von steinernen Löwen bewachte Brücke und gehen geradeaus weiter durch die nach dem mächtigen leonesischen König des beginnenden 10. Jahrhunderts benannten verkehrsfreie Avenida Ordoño II. Bald zweigen wir rechts ab und kommen zu unserem Hotel. Im Wappen der Stadt und des Königreiches steht ein Löwe, was angesichts des Namens der Stadt logisch erscheint. Den Namen hat die León aber von der römischen Legion, die hier stationiert war.

Die Bevölkerung von León (122,000) ist etwas geringer als die von Burgos (177,000) oder von Valladolid (301,000), aber die Stadt wirkt modern und urban. Ein Teil der Plaza mayor ist leider wegen Bauarbeiten abgesperrt.

Vor dem Abendessen besuchen wir eine pädagogisch gut gemachte Ausstellung über die Geschichte des Königreichs León im Centro de Interpretación del Reino de León, das im Palacio Conde Luna mit seiner Fassade aus dem 14. Jahrhundert befindet. Das Königreich León entstand im Jahr 910, als nach dem Tod des Königs von Asturien Alfonso III das Staatsgebiet in drei Königreiche aufgeteilt wurde. León nennt sich stolz Wiege des Parlamentarismus, weil sich im Frühling 1188 in den Cortes von León nicht nur Adel und des Klerus versammelte, sondern auch nicht adelige Vertreter der Städte und Dörfer, um Dekrete zu verabschieden, die für das Königreich galten. In England begann der Parlamentarismus erst 1215 mit der Magna Charta. 

Hier möchte ich noch erwähnen, dass es auch eine leonesische Sprache gab, die dann vom Kastilischen verdrängt wurde, die aber bis heute ausserhalb der Hauptstadt als asturisch-leonesische Sprache weiterlebt.   

Nach dem Frühstück gehen wir am 9. Mai zur Kathedrale von León. Baubeginn für die gotische Kathedrale war das Jahr 1253. Inspiriert war der Bau von den französischen Kathedralen in Reims, Chartres und Amiens.

Wie in Burgos ist der Chor (coro) in das Mittelschiff hineingebaut. In den gotischen Kathedralen von Frankreich befindet sich der Chor  östlich der Vierung und umkreist vom Chorumgang (französisch déambulatoire, spanisch deambulatorio oder girola).

Dort, wo in den französischen Kathedralen der Chor ist, steht in Burgos und León die capiila mayor mit dem Hauptaltar. 

Es gibt in der Kathedrale von León Glasfenster mit Jagdszenen aus dem 13. Jahrhundert, die vielleicht aus dem alten Königspalast stammen. Bei unserem Besuch waren Renovationsarbeiten im Gang, die den Blick darauf erschwerten. Angelehnt an die Kathedrale befindet sich ein gotischer Kreuzgang, der im 16. Jahrhundert im Stil der Renaissance umgestaltet wurde. 

Die wichtigste Sehenswürdigkeit in León ist vermutlich die Kirche San Isidoro mit ihrer königlichen Begräbnisstätte Panteón de los Reyes.

Isidor von Sevilla lebte von 560 bis 636. Er steht kulturell in der spätantiken Tradition. Geboren ist er in Karthago. Er war Bischof von Sevilla, aber auch Wissenschaftler. Er sammelte das Wissen der Antike und legte die Basis für die Bildung des Mittelalters, indem er die zwanzigbändige Enzyklopädie Etymologiarum sive originum libri XX veröffentlichte, die vermutlich posthum von einem Schüler fertiggestellt wurde. Die Enzyklopädie hatte einen hohen Stellenwert bis in die Neuzeit. Gedruckt wurde das Werk 1489 durch Amerbach in Basel.

Im Jahr 1063 bat der leonesische König Fernando I el Magno den Herrscher al-Mutádid in Sevilla um die Reste von zwei Märtyrerinnen, die aber niemand finden konnte. Dafür erhielt er die Reste des Bischofs und Wissenschaftlers. Um diese Reliquien wurde die Kirche San Isidoro erbaut, und in ihr ein Begräbnisort für die Königsfamilie von León. 

Für den Zugang zum Panteón de los Reyes und zum Museum, in dem die Reliquienschreine für den Heiligen und der bekannte Kelch der Urraca ausgestellt sind, wird Eintritt verlangt, und das Fotografieren ist leider verboten, darum zeigen wir hier keine Bilder. Ein Besuch lohnt sich aber sehr. Wir entscheiden uns spontan für einen geführten Besuch in französischer Sprache und werden von einer sehr kompetenten Führerin begleitet.

Die Königsgräber wurden von napoleonischen Truppen auf der Suche nach Gold, Silber und Edelsteinen zerstört. Aber an den Gewölben sind mittelalterliche Fresken erhalten, und der Panteón de los Reyes wird in der Tourismuswerbung als Sixtinische Kapelle der Romanik angepriesen. Im Museum steht auch der Kelch der Infantin Urraca, einer Tochter von Fernando I el Magno. Es handelt sich um eine Schale aus Onyx und einem entsprechenden Deckel aus Palästina, Sie wurde von den Kopten in Ägypten als Heiliger Gral angesehen. Im 11. Jahrhundert wurde sie in León mit Gold und Edelsteinen verziert.

In der Bibliothek von San Isidoro ist eine mozarabische Bibel aus dem Jahr 960 erhalten in westgotischer (visigotischer) Schrift. Die Westgoten waren ein mit den Römern verbündetes Volk, das ursprünglich südlich der Donau wohnte, dann aber vom weströmischen Kaiser die Zuweisung eines neuen Siedlungsgebiets verlangte und, als ihm nichts angeboten wurde, 410 unter der Führung von Alarich die Stadt Rom plünderte – ein Ereignis, das die römische Zivilisation erschütterte und das dem Kirchenvater Augustin als Ausgangspunkt diente für seine theologischen Überlegungen in seinem Werk De civitate Dei. Die Westgoten nahmen die Kaisertochter Galla Placidia, bis heute bekannt wegen dem für sie gebauten, gut erhaltenen Mausoleum in Ravenna, als Geisel mit sich und wanderten nach Iberien, wo sie sie sich niederliessen und bis zur arabischen Eroberung im Jahr 711 herrschten. Der letzte König der Westgoten, der 737 verstorbene Pelagius, spanisch Pelayo, gilt gleichzeitig als erster christlicher König des Königreichs Asturien.

In der Kirche San Isidoro bewundern wir anschliessend die kunstvollen Kapitelle.

Nach einer Mittagspause treffen wir uns wieder und gehen zum ehemaligen Kloster San Marcos, heute ein Luxushotel der Hotelkette Paradores de Turismo de España. Die reich verzierte Fassade des Klosters gilt als Musterbeispiel des plateresken Stils.  

Über dem Haupteingang ist Santiago Matamoro dargestellt, reitend, mit erhobenem einem Schwert. Am Boden liegen die getöteten Feinde des christlichen Spaniens, die Mauren, also Araber, Berber, Sarazenen, Moslems.

Mit Santiago ist der Heilige Apostel Jakobus der Ältere gemeint, dessen angebliches Grab in Galizien im 9. Jahrhundert wiederentdeckt wurde und seither ein populäres Ziel für Pilgerfahrten bleibt. König Alfonso III von Asturien (866-910), der die Hauptstadt seines Königreichs von Oviedo nach León verlegte, führte militärischen Siege gegen die Moslems auf die Intervention des Heiligen Jakobus zurück. Wie der kämpferische Heilige zum christlichen Gebot der Feindesliebe passt, ist weniger klar. Im 12. Jahrhundert wurde im Königreich León der Orden der Santiago-Ritter gegründet, um die Reconquista zu intensivieren. Zeichen des Ordens ist ein Kreuz, das in seinem unteren Teil in ein Schwert übergeht. Das Kloster San Marcos, auf dem Jakobswege gelegen, diente ab dem 12. Jahrhundert als Hauptquartier dieses Santiago-Ritterordens.

Die Figur des Santiago Matamoro scheint in Spanien die populärste Art der Darstellung dieses Heiligen zu sein – jedenfalls sehen wir die Darstellung in vielen Kirchen, eine Skulptur befindet sich auch am Eingang zur Kirche San Isidoro, und im Kloster San Marcos ist der berittene Heilige mit dem Schwert nicht nur an der Fassade zu sehen, sondern auch in der Klosterkirche, die als Museum geöffnet ist.

Der Eintritt in das Museum ist gratis, und ein Besuch lohnt sich. Die Ausgestaltung der Kirche entspricht dem eigentümlichen spanischen Stil der Renaissance, der sich von der italienischen Renaissance unterscheidet.

Wir sehen uns auch auf der Brücke aus dem 16. Jahrhundert neben dem Kloster um und spazieren dann im Park neben dem Fluss Bernesga zurück ins Zentrum. Zu erwähnen ist, dass wir in der Vermuteria Cervantes 10 an der gleichnamigen Calle Cervantes 10 gut gegessen haben, und dass während unseres Aufenthaltes in der Stadt León Papst León XIV gewählt wurde.

Am Vormittag des 9. Mai besuchen wir die Casa Botines von Antonio Gaudí, katalanisch und vollständig Antoni Gaudí i Cornet (1852-1926). Gaudí gilt als wichtiger Vertreter des katalanischen Modernismus, der als regionale Variante des Jugendstils betrachtet wird.

Von aussen wirkt die Casa Botines allerdings auf den ersten Blick weder modernistisch noch modern. Das Gebäude erinnert mit seinen festungsähnlichen Mauern, seinen Wasserspeiern und Türmchen und mit den von der Gotik inspirierten Fenstern eher an einen Bau des Historismus. 

Gaudí akzeptierte den Auftrag für den Bau des Wohn- und Geschäftshauses, als er in Astorga westlich von León an einer neuen Bischofsresidenz arbeitete. Der katalanische Architekt suchte für das Gebäude auf schwierigem Baugrund Lösungen, die für das kalte und schneereiche Klima von León ausgerichtet sind.

Im Innern sind die Geschäfts- und Wohnräume zu besichtigen. Die gut gemachte Ausstellung präsentiert die Baugeschichte und macht die Überlegungen von Gaudí nachvollziehbar. Im obersten Stockwerk des Gebäudes befindet sich eine sehenswerte Sammlung moderner Malerei. 

Der Heilige Georg und der Drache über dem Eingang des Gebäudes symbolisieren vielleicht auch eine Wende im Leben des Architekten, der den grössten Teil seines Lebens ehelos, bescheiden und als gläubiger Katholik verbrachte. Wegen seiner bescheidenen Kleidung wurde er vorerst für einen Landstreicher gehalten, als er in Barcelona von einer Strassenbahn angefahren wurde, und so erhielt er erst medizinische Hilfe, als es schon zu spät war.

Am Nachmittag fahren wir auf der alten Bahnlinie nach Valladolid, mit Halt auf einigen Stationen unterwegs. In der Hauptstadt der Region Castilla y León liegt unser Hotel wenige Minuten vom Bahnhof Campo Grande an der Calle Acera de Recoletos, die dem Park Campo Grande entlangführt. Vom Hotel gehen wir zu Fuss durch die belebten Fussgängerstrassen ins Zentrum und bemerken unterwegs die repräsentativen Gebäude, die an Madrid erinnern. 

Von der weiten Plaza Mayor gelangen wir schliesslich zum Museo Patio Herreriano de Arte Contemporáneo Español, das in einem ehemaligen Kloster untergebracht ist, in einem Bau des 16. Jahrhunderts. Überzeugend fand ich bei unserem Besuch vor allem die Sonderausstellung der Sammlung des Kunstkritikers und Poeten Rafael Santos Torroella (1914-2002), interessant auch Werke der Gegenwartskünstler Juan del Junco und Azuzena Vieites. Bei unser Erkundungsreise im Mai 2024 waren wir beeindruckt von der Sonderausstellung über die Malerin Delhy Tejero (1904-1968).

Für den 10. Mai haben wir einen Besuch in einem Ort des overtourism vorgesehen, in Segovia. Die Stadt gehört zu Castilla y León. liegt aber nahe an der Hauptstadt Madrid und hat spektakuläre Sehenswürdigkeiten, einen römischen Aquädukt und den Alcázar, ein Schloss, das so bilderbuchartig aussieht, dass es angeblich Walt Disney inspiriert hat, zusammen mit Neuschwanstein, das wir auf einer Gruppenreise im Juli 2022 besucht haben. Hätten wir auf Segovia verzichten sollen? Das wollten wir auch nicht. Von Valladolid aus fahren wir rasant in 36 Minuten 111 Kilometer bis zum Bahnhof Segovia Guiomar.

Von diesem Bahnhof, der ähnlich wie in Burgos ausserhalb des Zentrums liegt, aber etwas weniger trostlos wirkt, sehen wir die schneebedeckte Sierra de Guadarrama und den Eingang zum 28 km langen Tunnel, der durch den Berg nach Madrid führt. 

Vom Bahnhof fährt regelmässig ein städtischer Bus zum Aquädukt im Stadtzentrum (Bild ganz am Anfang dieses Berichts). 

In den engen Geschäftsstrassen des Zentrums wird alles Mögliche verkauft, die Schweinbauch-Snacks und der jamón dürfen da nicht fehlen. Auf der Plaza Mayor von Segovia liess Isabella die Katholische sich im Jahr 1474 als Königin proklamieren.

Die geräumige Kathedrale wurde im Wesentlichen zwischen 1525 und 1577 errichtet in gotischem Stil, obwohl sich anderswo schon der Stil der Renaissance durchgesetzt hatte. Eine Darstellung des Santiago Matamoro finden wir auch hier, in der Santiagokapelle, die sich ein Ritter des Santiago-Ordens im 16. Jahrhundert hat bauen lassen. Von der Kathedrale gelangen wir in den Kreuzgang und ins Dommuseum mit seinen grossformatigen Brüssler Gobelins aus Wolle und Seide aus dem dritten Viertel des 17. Jahrhunderts. Brüssel war zwar weit entfernt, aber gehörte fast zweihundert Jahre, von 1516 bis 1713, zu Spanien.

An vielen Gebäuden in Segovia finden wir die charakteristischen Stuckverzierungen esgrafiado segoviano. Die Altstadt gilt als UNESCO-Weltkulturgut.

Wir besuchen auch das Schluss Alcázar, dessen Fassade auch in typischer Weise verziert ist.  

Das Schloss, das im Mittelalter den Königen von Kastilien diente, war dann zwei Jahrhunderte lang ein Gefängnis und wurde 1764 eine Artillerieschule. 1862 brannte das Schloss, zwischen 1882 und 1896 wurde es wieder aufgebaut. Das Schloss ist also weitgehend eine Rekonstruktion, die aber möglichst nach historischen Zeichnungen vorgenommen wurde. In einigen Sälen sind trotzdem Inschriften aus der Erbauungszeit erhalten. Auch einige Decken im Mudéjar-Stil sind aus königlichen Zeiten erhalten. 

Von der Terrasse des Schlosses hoch über zwei Flusstälern sehen wir das Kloster des Heiligen Juan de la Cruz und das letzte noch funktionierende Hieronymitenkloster in Spanien. Wir stellen Juan de la Cruz vor, einen Mitstreiter der Heiligen Teresa von Ávila. Die Abspaltung der unbeschuhten Karmeliter vom eigentlichen Karmeliterorden behagte den Karmelitermönchen von Toledo nicht. Sie entführten Juan de la Cruz 1577, hielten ihn acht Monate lang gefangen und peitschten ihn regelmässig aus, und das zur Blütezeit Spaniens, mitten im Siglo de Oro. Was die Hieronymiten betrifft, so war dies der Orden, dem von Könige Felipe II ein grosser Teil des Escorial als Kloster zugewiesen wurde, doch darüber später. Leider reicht die Zeit diesmal nicht, um die beiden Klöster zu besuchen.

Wir fahren vom Bahnhof Segovia Guiomar so schnell nach Valladolid zurück, wie wir am Morgen hingefahren sind.

In Valladolid ist am Abend viel los, denn die Stadt feiert ihren Stadtheiligen San Pedro Regelado nicht nur an einem einzigen Tag, sondern mehr als zwei Wochen lang. Was wir davon mitbekommen, sind die abendlichen Konzerte auf der Plaza Mayor und der Auftritt der traditionellen Gigantes am nächsten Morgen. 

Am Sonntag, dem 11. Mai besuchen wir in Valladolid die wohl bemerkenswerteste Sehenswürdigkeit, das Skulpturenmuseum Museo Nacional de Escultura im 1488 bis 1496 im isabellinischen Stil erbauten Colegio de San Gregorio. 

Die dort ausgestellten Skulpturen, vorwiegend aus Holz, stammen meist aus Kirchen und Klöstern, und können im Museum von nahe betrachtet werden. Geschaffen wurden sie von bekannten Künstlern wie Alonso Berruguete (1489-1561), Felipe Bigarny (-1542) und anderen. Die Gestalten drücken Emotionen in einer seltenen Intensität aus. Das Bild zeigt eine trauernde Figur mit einem Dorn aus der Dornenkrone in der Hand, Teil eines Ensembles, das die Kreuzabnahme darstellt, von Juan de Juni (1507-1577), einem Burgunder aus Joigny. 

Als wir ins Freie treten, beachten wir auch die platereske Fassade der daneben stehenden Kirche San Pablo mit einer Marienkrönung. Vor der Kirche findet ein grosser Jahrmarkt statt. Im Palacio de los Pimentel am gleichen Platz wurde Felipe II geboren, der Erbauer des Escorial.

Bevor wir Valladolid verlassen, bemerken wir auf der Plaza de Colón das grosse Denkmal für Kolumbus, das Spanien eigentlich in Havanna aufstellen wollte. Das ging dann nicht, weil die USA im Jahr 1898 Kuba eroberte.

Am Nachmittag fahren wir mit einem direkten Zug über die Hochebene von Valladolid nach Salamanca. Der Zug fährt langsam durch Felder, dann wieder durch eine Parklandschaft mit Pinien. Er hält an Bahnhöfen, an denen wenige oder gar keine Passagiere ein- und aussteigen.

Diese Bahnstrecke ist, so wie die Strecke zwischen Bordeaux und Burgos, Teil des europäischen Transportkorridors zwischen Paris und Lissabon. Zwischen Salamanca und Portugal fahren auf diesem Korridor inzwischen keine Züge mehr, weil der defizitäre Sud-Express der portugiesischen Staatsbahnen zu Beginn der Covid-Pandemie endgültig eingestellt wurde. Die EU-Verkehrspolitik scheint darin zu bestehen, Millionen in die Infrastruktur zu investieren, aber nicht in den real existierenden Bahnverkehr, der, so vermute ich zumindest, von gewinnorientierten Bahnunternehmen organisiert werden müsste. Im Fall der Bahnverbindung nach Portugal konkurriert da eine nicht elektrifizierte Bahnlinie aus dem 19. Jahrhundert mit einer vierspurigen Autobahn. Zum portugiesischen Grenzbahnhof Vilar Formosa fahren jetzt nur noch Autobusse. Bedauerlich. Im 19. Jahrhundert wurde nicht nur eine Bahnlinie von Salamanca nach Coimbra und Lissabon gebaut, sondern auch eine direkte Linie nach Porto, die 1985 stillgelegt wurde. Schade.

Unser Hotel in Salamanca liegt nicht weit von der Bahnhaltestelle Salamanca La Alamadilla, die nur zum Aussteigen bedient wird. Das Einsteigen in die abfahrenden Züge ist nur im Bahnhof Salamanca möglich.

Was tun wir in Salamanca? Wir spazieren erst mal durch die Altstadt zur prächtigen Plaza Mayor, zum Hauptplatz, der in den Jahren 1719 bis 1755 in der heutigen Form entstand. Einige Mitreisende sind enttäuscht, weil Markstände einer Büchermesse den Gesamtanblick des Platzes beeinträchtigen. Aber es gibt Bücher zu kaufen, auch an einem Sonntag, und in einem der provisorisch aufgestellten Pavillons stellt sich eine Autorin dem Publikum vor. 

Wir sehen jedenfalls, dass Salamanca, die Universitätsstadt, auch heute kulturell lebt. Wie in Valladolid, wo der Platz für Konzerte benutzt wird, ist auch in Salamanca die Plaza Mayor der Treffpunkt der Stadt, und diesem Zweck dienen auch die vielen Bars, Cafés und Restaurants.

Montagmorgen 12. Mai um 10 Uhr. Wir stehen vor der Tür des Hausmuseums von Miguel de Unamuno (1864-1936). Es gibt am Vormittag jeweils geführte Besichtigungen in spanischer Sprache vormittags zu jeder Stunde. Wir haben uns nicht angemeldet, haben auf unser Glück vertraut, und mit Glück konnten wir die Dienstwohnung des Mannes aus dem Baskenland besuchen, der nicht nur Rektor der Universität Salamanca war, sondern auch als wichtiger Philosoph und Schriftsteller des modernen Spaniens gilt.

Vom Jahr 1900 an lehrte Unamuno vergleichende Philologie des Lateinischen und des Spanischen und war gleichzeitig Rektor. Nachdem er sich 1912 und 1913 kritisch zum Grossgrundbesitz und zu den feudalistischen Verhältnissen auf dem Land geäussert hatte, wurde er 1914 ohne Angabe von Gründen suspendiert. Nach Prozessen wegen Majestätsbeleidigung und aufgrund von Ängsten vor einem Attentat floh er 1924, nach Beginn der Militärdiktatur von Miguel Primero de Rivera, nach Paris, liess sich aber im folgenden Jahr in Hendaye an der Grenze nieder. Bekannt ist sein Wahlspruch Volveré no con mi libertad, que nada vale, sino con la vuestra, also: ich werde nicht mit meiner Freiheit zurückkehren, die nichts wert ist, sondern mit eurer. Nach dem Ende der Diktatur im Jahr 1930 kehrte Unamuno nach Spanien zurück, zu Fuss über die Brücke von Irun, 1931 proklamierte er auf der Plaza Mayor von Salamanca die Zweite Spanische Republik.

Am 12. Oktober, anlässlich der Feiern zur Fiesta de la Raza (in Amerika Columbus Day), wurde Unamuno bei einer Rede unterbrochen von José Millán-Astray, Chef und Gründer der Legión, der ¡Muera la inteligencia! und ¡Viva la muerte! dazwischenrief, worauf Unamuno ihm entgegnete: Venceréis, pero no convenceréisihr werdet siegen, aber nicht überzeugen. Die Legión Española, die spanische Fremdenlegion, spielte eine wichtige Rolle im spanischen Bürgerkrieg und in verschiedenen Kolonialkriegen. Sie besteht bis heute. In diesem Jahrhundert beteiligte sie sich an den Kriegen im Irak und in Afghanistan.

Unamuno starb noch im gleichen Jahr, resigniert und, wie er schrieb, angewidert von der Barbarei beider Seiten im Bürgerkrieg.

Ich habe mir in Salamanca den Roman Niebla gekauft, den Unamuno 1907 geschrieben und 1914 veröffentlicht hat. Ich will das Buch lesen, um meine Spanischkenntnisse zu verbessern. Eine witzige Geschichte mit vielen Dialogen, vermutlich eher einfach zu lesen, so hoffe ich zumindest.

Neben dem Eingang zur Dienstwohnung des Rektors ist der überladene, platereske Eingang zum historischen Gebäude der Universität. Die Universität Salamanca ist in der Mitte des 13. Jahrhunderts gegründet worden und gilt als eine der ältesten weltweit. Der Besucherrundgang führt durch einige historische Hörsäle, die um einen Innenhof herum gebaut sind, der einem Kreuzgang ähnelt. Durch eine Glasscheibe sieht man in die alte Bibliothek. 

An den Wänden des historischen Gebäudes stehen Aufschriften, die die humanistische Tradition der Universität unterstreichen, zum Beispiel von Francisco de Vitória (1492.-1546), einem Dominikaner, der Überlegungen zu den Menschenrechten und zum Völkerrecht anstellte und als Vertreter der sogenannten Schule von Salamanca gilt. Wir stellen in Salamanca auch den Dominikaner Bartolomé de las Casas (1484/85-1566) vor, ursprünglich selbst ein Eroberer, der später die Rechte der indigenen Bevölkerung verteidigte. Seine Brevísima relación de la destrucción de las Indias 1542 führte zu Gesetzen, die die Indios vor Sklaverei und weiterer Ausrottung schützen sollten.

Dass die Dominikaner gleichzeitig die Haupttäter der Inquisition waren, gehört zu den Widersprüchen der Wirklichkeit, die eben bei genauer Betrachtung selten mit dem klaren Kontrast zwischen Gut und Böse in unseren Köpfen übereinstimmt. 

Nach der Universität besuchen wir die Kathedrale von Salamanca, oder präziser, die beiden Kathedralen. In Salamanca wurde nämlich beim Neubau der Kathedrale 1513 bis 1733 die alte Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert nicht abgerissen, sondern nebenan stehengelassen.

Das westliche Eingangstor der Kathedrale mit Szenen aus der Weihnachtsgeschichte und das nördliche Eingangstor mit einer Darstellung von Christus auf dem Esel am Palmsonntag sind wieder Beispiele für die platereske Kunst.

Weil die Kathedrale nicht frei steht, wird man sich der Dimensionen des Raumes erst bewusst, wenn man sie betritt. Eindrücklich ist beispielsweise die Orgel, eingebaut 1744, mehrfach restauriert.

In der Kathedrale ist der Beichtvater des Helden El Cid begraben, und in der Capilla del Cristo de las Batallas ist ein Kruzifix zu sehen, das der Held auf die Schlachtfelder mitnahm.

Durch eine Seitentür gelangt man von der neuen in die alte, romanische Kathedrale. Zu sehen ist dort ein monumentaler Altar (Retablo) mit 53 Szenen aus dem Leben Christi, an dem der Maler Nicolas Florentino ab 1445 arbeitete.

Erwähnen möchte ich nach unserem kürzlichen Ausflug in die deutsche Grenzstadt Konstanz auch das Grabmal für Diego de Anaya Maldonado, der die spanische Delegation am Konzil leitete. 

Wer die alte Kathedrale verlässt, befindet sich ziemlich genau gegenüber dem Eingang zum Museo Art Nouveau y Art Déco Casa Lis.

Es handelt sich um die Jugendstil-Residenz eines reichen Sammlers. Es sind dort durchaus sehenswerte Nippfiguren aus Porzellan, Glas und Elfenbein ausgestellt, auch Schmuckstücke, Edelsteine, Gemälde, viele Puppen, und das Gebäude samt Cafeteria passt stilistisch zur Sammlung. Fotografieren ist streng verboten, ein Besuch lohnt sich trotzdem. Wir zeigen das Gebäude von aussen.

Von dort sind es wenige Schritte zur Brücke Puente Romano über den Río Tormes. Stromaufwärts liegt das Städtchen Alba de Tormes, wo Teresa von Ávila begraben ist. Alba de Tormes ist auch der dynastische Herkunftsort Herzöge von Alba und auch der Herzoginnen – unter ihnen die bekannteste ist diejenige, die von Francisco de Goya auch als Maja porträtiert wurde.

Für den Vormittag vor unserer Abreise aus Salamanca haben wir uns den Besuch des Klosters und der Kirche San Esteban aufgespart. Auch diese platereske Fassade ist bemerkenswert, sie zeigt die in der Bibel erwähnte Steinigung des ersten christlichen Märtyrers, des Diakons Stephanus. 

Beim Besuch können die Gebäude des Dominikanerklosters besichtigt werden, der doppelstöckige Kreuzgang. Auf die obere Etage gelangt man auf kunstvollen Treppen. In der Kirche unübersehbar ist der Hauptaltar von José de Churriguera aus dem Jahr 1693 mit seinen gewundenen Säulen. Leicht zu übersehen ist das moderne Grabmal von Fernando Álvarez de Toledo y Pimentel, des dritten Herzogs von Alba (1507-1582). Er ist bekannt wegen seiner blutigen Repressalien gegen Reformierte in den Niederlanden. Die Feldzüge der Spanier gegen die aufständischen Niederländer führten zum Staatsbankrott der Weltmacht Spanien. Vor seinem Tod gelang dem Herzog von Alba aber noch die Eroberung Lissabons 1580, die dazu führte, dass im Herrschaftsbereich des spanischen Königs die Sonne wirklich nie unterging.

Im Dominikanerkloster wird auch ein Ort gezeigt, wo Teresa von Ávila gebeichtet hat. Und auf einem der Renaissancetürme haben Störche sich ein Nest gebaut.

Von der Kirche gehen wir zu unserem Hotel, nehmen unser Gepäck mit und gehen zum Bahnhof Salamanca, wo ein Dieseltriebwagen auf uns wartet, der über die Mittagszeit nach Ávila fährt. Die zweite Hälfte der einspurigen Bahnstrecke ist kurvig, denn es geht bergauf. Ávila ist wohl die höchstgelegene Stadt Europas, sie liegt auf 1131 Metern über dem Meer. Von Davos wird dies zwar auch behauptet, aber ist Davos eine Stadt oder ein Dorf oder eine Landschaft? Bei Ávila gibt’s keinen Zweifel, Ávila ist eine Stadt, und um die ganze Stadt herum verläuft eine massive, von weitem sichtbare Stadtmauer mit Türmen und Toren.

In Ávila liegen unsere komfortablen Hotelzimmer gleich an der Bahnhofstrasse.

Am Nachmittag gehen wir nicht in die ummauerte Altstadt, sondern zum königlichen Kloster Santo Tomás. Sobald wir das Gebäude betreten haben, bricht ein Gewitterregen los.

Das Kloster wurde während der Regierungszeit der Reyes Católicos ab 1482 erbaut zu Ehren von Thomas von Aquin. Es besitzt drei unterschiedliche Kreuzgänge. Zeitweise hielt der Hof sich hier auf. Der Dominikaner und Beichtvater von Königin Isabel von Kastilien, Tomás de Torquemada (1420-1498), verbrachte hier seinen Lebensabend.

In den Jahren 1477 und 1478 hatte ein anderer Dominikaner in Sevilla Königin Isabel überzeugt, dass viele konvertierte Juden an ihren ursprünglichen religiösen Praktiken festhielten. Die Reyes Católicos baten darauf den Papst um die Bewilligung, zur Untersuchung und Bestrafung von falsos conversos die Einrichtung von Inquisitionstribunalen zu bewilligen. 1481 wurden die ersten sechs Personen in Sevilla für ihre Vergehen in einem Akt des Glaubens, einem auto da fé, hingerichtet.

Als Kritik am Vorgehen der Inquisitoren laut wurde, wurde Tomás de Torquemada damit beauftragt, das Vorgehen der Inquisition zu systematisieren. Torquemada verfasste darauf die ersten Instrucciones del Oficio de la Santa Inquisición, schuf das Führungsorgan Consejo de la Suprema y General Inquisición, und war dessen Vorsitzender.

Auch wenn die Methoden sich im Laufe der Zeit weiterentwickelten, so galten die Instruktionen von Torquemada doch jahrhundertelang. Da bei den Verfahren die Vermögen der Verdächtigten konfisziert wurden, hatten die Inquisitoren auch grosse Geldmittel zur Verfügung, vor allem anfänglich, als es noch reiche conversos gab. Diesen Geldströmen verdanken wir auch teilweise den vollendeten Bau des Klosters Santo Tomás mit seiner ansprechenden Ästhetik. Der Kirchenraum diente auch als Ort für Inquisitionsverfahren.

Neben der Architektur und der Bedeutung des Klosters San Tomás für die Inquisition gibt es einen weiteren Grund, um diesen Ort zu besuchen.

Hier wurde der Infant Juan bestattet, Johann von Kastilien und Aragonien, principe de Asturias, der einzige Sohn der katholischen Könige, der Thronfolger. Er liegt da als Skulptur in Carrara-Marmor, neben ihm die leeren Handschuhe. Es sind Kampf-Handschuhe, und die Tatsache, dass sie neben ihm liegen, soll zeigen, dass er nicht im Kampf gefallen ist. Sein Tod bedeutete das Ende der Trastámara-Dynastie. Er hatte zur Folge, dass zwei Jahrhunderte lang die Habsburger in Spanien regierten.

Der Habsburger Kaiser Maximilian I (1459-1519) arrangierte die Heirat seiner beiden Kinder mit den beiden Kindern des spanischen Königshauses. Seine Tochter Margarete, später als Marguerite d’Autriche bekannt, heiratete den Thronfolger Juan, sein Sohn Philipp heiratete die spanische Königstochter Joana, später bekannt als Joana la Loca, Johanna die Verrückte. Die beiden jungen Männer starben rasch, Philipp der Schöne, geboren in Brugge 1478, starb in Burgos 1506, Juan wurde 1478 in Sevilla geboren und starb schon 1497 in Salamanca. Margarete war zwar beim Tod ihres neunzehnjährigen Gatten schwanger, war aber über dessen Tod so betrübt, dass sie das Kind verlor.

Ferdinand, Juanas Vater, liess seine angeblich verrückte Tochter Juana einsperren und liess die Macht nicht los, aber der Sohn Philipps des Schönen mit Juana wuchs heran, Marguerite d’Autriche erzog ihn in Mechelen, nachdem ihr Vater Maximilian ihr die Regentschaft über die Niederlande übergeben hatte. Vorher verbrachte Marguerite noch eine kurze Ehezeit mit Herzog Philibert II von Savoyen, Philibert le Beau (1480-1504), und für die beiden Ehegatten wurde in Bourg-en-Bresse eine Begräbniskirche in feinstem Flamboyantstil erbaut, die Abbaye royale de Bourg-en-Bresse. Der junge Mann, der in Mechelen von seiner Tante erzogen wurde, wurde Kaiser Karl V alias Charles Quint beziehungsweise Carlos I.

Philipp der Schöne, der Sohn Maximilians, konnte vor seinem frühen Tod noch einen zweiten Sohn zeugen, Ferdinand.

Eigentlich hatte Felipe II, der Sohn des Kaisers Karl V bzw. Königs Carlos I auch wieder deutscher König und dann Kaiser werden sollen, aber die Kurfürsten sahen das anders. Sie wählen 1530 nicht den Sohn von Carlos zum König, den spanischen König Felipe II (1527-1598), sondern den Bruder von Carlos, Ferdinand (1503-1563). Von nun an herrschten im Reich und in Spanien unterschiedliche Teile der Habsburger-Dynastie, die aber oft untereinander Heiraten arrangierten, bis die Casa de Austria in Spanien endete. 

Schliesslich gibt es im Kloster San Tomás ein Museo de Arte oriental, ein Museum mit einer Sammlung fernöstlicher Kunst. Die Dominikaner, die in Ostasien missionierten, mussten sich wohl oder übel mit den vorgefundenen Kulturen und Religionen befassen. So ist es wohl nicht erstaunlich, dass wir Konfuzius auf einem Pferd sehen, einen lachenden Hotei oder eine komplexe Holzskulptur aus dem 18. Jahrhundert mit taoistischen Gottheiten, aus Hongkong.

Am Morgen des 14. Mai scheint die Sonne. Wir wollen dies ausnutzen und steigen deswegen zuerst mal auf die Stadtmauer.

Die eindrücklichen, bis heute vollständig erhaltenen Stadtmauern von Ávila wurden 1099 von Kriegsgefangenen gebaut, nachdem König Alfonso VI im Jahr 1085 Toledo erobert, aber im folgenden Jahr eine Niederlage gegen die Almoraviden erlitten hatte. Der grösste Teil der Stadtmauer ist begehbar. Die Kathedrale San Salvador wurde auf der Ostseite der Stadt in die Stadtmauer hineingebaut.

Nach unserem Spaziergang auf der Mauer befassen wir uns mit der ersten Frau, die 1970 von der katholischen Kirche zur Kirchenlehrerin (doctor ecclesiae) ernannt wurde, mit Teresa von Ávila (1515-1582), in Ávila meist Santa Teresa de Jesús genannt, mit vollem Namen Teresa Sánchez de Cepeda Dávila y Ahumada. 

Am südlichen Rand der Altstadt, in der Nähe der Stadtmauer, steht ein ehemaliges Kloster der Unbeschuhten Karmeliterinnen, also des von der Heiligen Teresa gegründeten Ordens. In der Klosterkirche ist das angebliche Geburtszimmer der Heiligen zu besichtigen. Wenige Schritte von der Kirche befindet sich ein Museum, das die Heilige und ihr Wirken vorstellt, das die meisten Mitglieder unserer Reisegruppe zwar nicht besuchen wollen, das ich aber trotzdem all jenen empfehle, die sich mit der bekannten Mystikerin auseinandersetzen möchten.

Mich interessierte auch die soziale Herkunft von Teresa, man findet darüber allerlei Quellen im Internet, wissenschaftliche Literatur habe ich in diesem Fall nicht studiert. Teresas Grossvater väterlicherseits sei ein jüdischer Kaufmann aus Toledo gewesen, so wird berichtet, der sich 1485 zum Christentum bekehrte, also einige Jahre vor der Eroberung von Granada, und bevor die Juden vor die Wahl gestellt wurden, auszuwandern oder zu konvertieren. Der Grossvater erwarb zusätzlich einen Adelsbrief und zog mit seiner Familie nach Ávila um, als der Vater von Teresa 14 Jahre alt war. Sowohl der Grossvater als auch der Vater hatten den erblichen Status eines hidalgo, eines niedrigen Adeligen, eines Edelmanns. Mit dem Konzept des hidalgo sei auch das Konzept der limpeza de sangre verbunden gewesen, der Reinheit des Blutes, also die gesicherte Herkunft nicht von verdächtigen Juden oder Moslems. Der Umzug von Toledo nach Ávila könnte dem Zweck gedient haben, Schwierigkeiten wegen der Herkunft der Familie zu vermeiden.

Zum Status des Hidalgos gehöre, so wird berichtet, dass man sich die Hände nicht mit ehrloser handwerklicher Arbeit, sondern höchstens mit dem Blut der Feinde schmutzig mache. Lateinamerikanische Autoren führen den Entwicklungsrückstand ihrer Länder auf ein kulturelles Erbe zurück, nach dem das würdige Nichtstun als erstrebenswertes Ziel erscheine.

Was den Geburtsort von Teresa betrifft, so scheint es wahrscheinlich, dass sie im Dorf Gotarrendura geboren ist wie alle ihre Geschwister. Eine Gewissheit gibt es aber nicht, weil die entsprechenden Seiten im Geburtsregister fehlen.

Teresa von Ávila ist bekannt durch ihre besondere Nähe zu Jesus, durch die Intensität ihres Mitleids mit dem Gekreuzigten und wegen ihrer grossen Liebe zu ihm. Die sehr körperliche, ekstatische Liebeserfahrung, die sie genau beschrieben hat, nannte sie transverberación. Sie wird in der religiösen Kunst oft dargestellt. Bekannt ist beispielsweise eine Marmorskulptur von Gian Lorenzo Bernini aus den Jahren 1645 bis 1652 in der Kirche Santa Maria della Vittoria in Rom, deutsch mit dem Titel Die Verzückung der Heiligen Theresa.

Warum interessiert mich die Herkunft von Teresa? Weil mir scheint, dass die Familie des Grossvaters, der sich vom Juden zum hidalgo gewandelt hat, eigentlich zu den potenziellen Opfern der Inquisition gehört, die von den Dominikanern geleitet wird, also von den Beichtvätern der Heiligen Teresa – im Dominikanerkloster San Esteban in Salamanca und im Dominikanerkloster San Tomás haben wir die Gedenkorte gesehen, wo die Heilige gebeichtet haben soll.

Von einer Reise in die Normandie im September 2024 bleiben mir die Prozessakten der Jeanne d’Arc in Erinnerung, die als Ketzerin verbrannt wurde, weil sie behauptete, in Kontakt mit Engeln und Heiligen zu stehen. Der Heiligen Teresa wurde hingegen erlaubt, eine besonders enge Beziehung zu Jesus Christus für sich in Anspruch zu nehmen. Diese Beziehung wurde nicht als ketzerisch angesehen, jedenfalls nicht von den Dominikanern und nicht von König Felipe II.

Eine andere Einschätzung hatten allerdings einige Theologen, die anfänglich glaubten, Teresa sei vom Teufel besessen, und der päpstliche Nuntius Filippo Sega, der im Jahre 1578 das folgende Urteil über Teresa abgab: Femmina inquieta, vagabonda, disobbediente e contumace che, a titolo di devozione inventava cattive dottrine, uscendo dalla clausura contro l’ordine del concilio tridentino e dei superiori, insegnando da maestra contrariamente a quanto san Paolo insegnò ordinando che le donne non insegnassero.

Trotz Zeiten der Krankheit und anderer Widerstände gelang Teresa die Gründung des Ordens der Unbeschuhten Karmeliterinnen, mit vollem Namen Orden de los Carmelitas Descalzos de la Santísima Virgen María del Monte Carmelo. Sie publizierte auch, beispielweise den Leitfaden Camino de perfección, deutsch: Weg der Vollkommenheit. Man findet den Text, der bis heute gedruckt wird, in deutscher Sprache kostenlos im Internet. Teresas Methode der Selbstoptimierung ist auch nach über vier Jahrhunderten nicht in Vergessenheit geraten.

Auf der Erkundungsreise im Mai 2024 besuchten wir zu zweit das Karmeliterinnenkloster de la Encarnación, wo Teresa von Ávila 29 Jahre lang lebte, bevor sie ihre eigene Gemeinschaft gründete. Der ältere Herr, der die grosse Gruppe von spanischsprachigen Interessierten führte, sprach aber sehr undeutlich, und unsere Sprachkenntnisse sind mangelhaft. Wir zweifeln nicht daran, dass sich ein Besuch des Ortes lohnen würde, vielleicht an einem ruhigen Tag, vielleicht mit einem anderen Führer. 

Nach dem Besuch des Geburtshauses der Heiligen flanieren wir auf der Aussenseite der südlichen Stadtmauer entlang. Auf der Fussgängerallee wachsen Mandelbäume.

Alle Brüder von Teresa kämpften als Militärs in Amerika. Als Teresa ins Karmeliterinnenkloster Santa Maria de la Encarnación eintrat, lebten dort 40 Schwestern, fünfzehn Jahre später waren es 190. Gingen alle diese Frauen ins Kloster, weil die Männer wegzogen nach Amerika? Ist die Meseta deswegen so menschenleer?

Nach der Mittagspause besichtigen wir die Kathedrale. Im Chorumgang fällt die piedra sangrante auf, der blutende Stein, ein lokaler Granit. Es sieht aus, als wäre der Stein bemalt, doch wenn ich richtig verstehe, handelt es sich um Einschlüsse von Eisenoxid, die rostrote Flecken im Stein verursachen.

Hinter dem Hochaltar befindet sich das Grabmal im Stil der Renaissance des 1455 verstorbenen Bischofs Alfonso de Madrigal, der sich beim Lesen mit einer Kerze die Haut verbrannte und der deswegen als El Tostado in Erinnerung bleibt.

Wir spazieren anschliessend zu zweit zum Fluss Rio Adaja, den wir auf einer alten Brücke überqueren, und anschliessend hinauf zum Aussichtspunkt Mirador de los Quatro Postes.  Ein Bus mit Touristen aus Korea hält an, und die jungen Damen posieren eine nach der anderen, selbstbewusst oder leicht verlegen, auf einem Stein und vor dem Hintergrund der Stadtmauern von Ávila.

Nicht weit von der Kathedrale kann man auch stilvoll essen, ausserhalb der Stadtmauer, in einer Seitengasse, im Restaurant Bococo.

Am 15. Mai gehen wir nach dem Frühstück zur Kirche San Vicente, die nahe an der Stadtmauer liegt und wo der Heilige Vinzenz (allerdings nicht der bekanntere Heilige Vinzenz von Valencia oder Zaragoza oder Huesca) begraben ist, zusammen mit seinen Schwestern Sabina und Cristeta. Das romanische Grabmal der drei Geschwister stammt aus dem 12. Jahrhundert. Wir erzählen die Geschichte der der Märtyrer, die auf den Reliefs dargestellt ist, die aber nicht überall auf den ersten Blick verständlich ist. 

Während der Mittagszeit setzen wir unsere Reise fort. Die alte Bahnlinie Madrid-Irun überquert östlich von Ávila die Bergkette.  Die Linie erreicht 1360 Meter über Meer (zum Vergleich: die Bahn über den Brenner erreicht 1370 Meter). Der Zug fährt durch Weideland, dann bewaldeten Hängen entlang, die Vegetation verändert sich merklich. An einigen Stellen weite Ausblicke über Berge und Täler.

Im Bahnhof El Escorial steigen wir aus, Von dort fährt regelmässig ein Bus hinauf ins Zentrum der Gemeinde San Lorenzo de El Escorial. Gleich neben dem Busbahnhof liegt das alte Hotel Victoria, in dem wir übernachten.

Nicht zum ersten Mal befassen wir uns auf einer Reise mit einem Imperium. Die riesige Kloster- und Schlossanlage von El Escorial, erbaut von König Felipe II zwischen 1563 und 1584, war das Zentrum des Imperiums, in dem die Sonne nie unterging.

Wir besuchen den 204 x 161 Meter grossen Gebäudekomplex am Nachmittag.

Vergessen wir die spielerischen Fassaden des plateresken Stils oder die Leichtigkeit der italienischen Renaissance. Der Monumentalbau der Architekten Juan de Bautista de Toledo und Juan de Herrera gehört zwar stilistisch zur Renaissance, aber hier herrscht eine ernste, strenge, erdrückende und schwerfällige Renaissance. Keine Spur von Fröhlichkeit. Spanien beherrscht ein Weltreich, darüber könnte der König sich ja freuen. Aber er spürt die Verantwortung seines Amtes, die Verpflichtung, er arbeitet, er verwaltet, er dient Gott beziehungsweise der Vorstellung, die er von Gott hat. Innerhalb des Escorial ist der Königspalast nur ein Teil. Mehr Platz im riesigen Rechteck beanspruchen das Kloster der Hieronymiten, das Seminar und die Kirche mit den Begräbnisstätten der Königsfamilie.

Heute wohnen Augustiner im Kloster El Escorial. Um mehr über die Beziehung zwischen der Monarchie und der Kirche zu erfahren, habe ich bei meinem letzten Besuch das Buch des Augustinermönchs und Theologen Teófilo Viñas mit dem Titel Felipe II y El Escorial gekauft. Viñas berichtet, dass Felipe II drei Leidenschaften hatte: die Eucharistie, die Reliquien, die Heiligenbilder. Und eine vierte, die Bibliothek. Felipe II glaubte an die Gegenwart Gottes in der Eucharistie. Er trug die weltweit grösste Sammlung von Reliquien von Heiligen zusammen, 7420 Objekte. Er bestellte riesige Heiligenbilder für die monumentale Kirche, auch von El Greco, die gefielen ihm aber nicht. 

Während die Architektur des Komplexes bewusst schmucklos ist und die Porträts von Felipe II einen schwarz gekleideten, ernsten Mann zeigen, sind wenigstens die Gewölbe der Bibliothek farbig bemalt, und zwar vom manieristischen Maler Pellegrino Tibaldi (1527-1598) aus der Lombardei, der 1586 bis 1592 als Hofmaler in Spanien wirkte. Auf den sieben Teilen des Gewölbes ist die Wissenschaft dargestellt, genauer das Trivium (Grammatik, Dialektik und Rhetorik) und das Quadrivium (Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie).

Hundert Jahre später, 1692 bis 1693, malte ein anderer Italiener die Decke über der Monumentaltreppe des Escorial nach einem Brand neu. Es war der Barockmaler Luca Giordano aus Neapel, der auf seinem Fresko den Triumpf der Casa de Austria darstellte. Den Auftrag erhielt er von Carlos II, der 1700 ohne Erben starb, 39 Jahre alt – wir lesen unserer Reisegruppe den traurigen Autopsiebericht vor:  No tenía el cadáver ni una gota de sangre; el corazón apareció del tamaño de un grano de pimienta; los pulmones, corroídos; los intestinos, putrefactos y gangrenados; un solo testículo, negro como el carbón, y la cabeza llena de agua.

In Spanien glaubte man, der König sei verhext, man nannte ihn el Hechizado. Felipe IV, Vater von Carlos II, hatte mit seiner ersten Ehefrau einen gesunden Sohn gezeugt, der als Thronfolger galt, aber mit aber mit 14 Jahren starb. Die zweite Ehe mit einer eng verwandten Habsburgerin gilt heute als der wahrscheinliche Grund für die schweren Behinderungen von König Carlos II. Die Inzucht zwecks Machterhalt bewirkte das Ende der habsburgischen Macht in Spanien.  

Nach dem Tod von Carlos II beschleunigte sich der Niedergang Spaniens mit dem Spanischen Erbfolgekrieg 1701 bis 1714. Der Keim des Niedergangs ist wohl schon im Aufstieg enthalten, in der Beendigung der religiösen Toleranz durch die Reyes Católicos, die zu einem Auszug der andersgläubigen Eliten führte, im religiösen Fanatismus der Könige, in der Inquisition, und gewiss in weiteren Faktoren, die die Entwicklung Spaniens behinderten und eine gewisse Rückständigkeit verursachten, so dass das Spanien gegenüber den nächsten aufsteigenden Weltmächten, dem British Empire und dem napoleonischen Frankreich, bald unterlegen war.

An die traditionell enge Verbundenheit zwischen dem politischen Herrscher und der Kirche knüpfte auch der Generalisimo Francisco Franco an. Ich erinnere mich noch an die Münzen mit der Prägung FRANCISCO FRANCO CAUDILLO DE ESPAÑA POR LA G. [GRACIA] DE DIOS – das Gottesgnadentum dauerte in Spanien bis 1975. Und es ist wohl kein Zufall, dass nur wenige Kilometer nördlich von El Escorial, angelehnt an die Berge, El Valle de los Caídos liegt mit einer Abtei, wo bis vor wenigen Jahren der Diktator mit den Opfern des Bürgerkrieges ruhte, mit dem grössten freistehenden Betonkreuz der Welt, 152 Meter hoch, 46 Meter breit.

Wir sehen das monumentale Kreuz am nächsten Tag vom Autobus aus, bei einem Blick zurück auf die Berge, auf der Fahrt auf einer achtspurigen Autobahn zum Intercambiador von Moncloa in Madrid.

Bevor der Linienbus in die unterirdische Busstation abtaucht, wo wir in die U-Bahn umsteigen, bemerken wir auf der rechten Seite ein Gebäude im estilo neoherreriano, das dem Escorial sehr ähnelt, das Hauptquartier der spanischen Luftwaffe.

Unser Hotel in Madrid liegt im östlichen Zentrum, in der Nähe der Stierkampfarena Las Ventas, und für dieses Wochenende kündigt sich warmes Wetter an. Madrid, die ehemalige Hauptstadt eines Weltreichs, liegt mit 3,4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern auf Platz 6 in Europa nach Istanbul, Moskau, London, Sankt Petersburg und Berlin, und auf Platz 104 weltweit.

Wir können unsere Zimmer am Mittag beziehen. Nach einer Einführung in die Geschichte der Familie Thyssen und ein paar Worten zum Schicksal der Kunstsammlung, die lange in Lugano zu sehen war und 1993 nach Spanien verkauft wurde, besuchen wir das Museo Nacional Thyssen-Bornemisza, wo wir auch das Restaurant empfehlen können.

Die Sammlung bietet einen ausgezeichneten Querschnitt durch die europäische Kunst zeigt. Die folgenden bekannten Künstler und Künstlerinnen sind mit wichtigen Werken vertreten:

Rogier van der Weyden, Jan van Eyck, Domenico Ghirlandaio, Gentile Bellini, Albrecht Dürer, Lucas Cranach, Tizian, El Greco, Gianlorenzo Bernini, José de Ribera, Camille Corot, Marc Chagall, Sonia Delaunay, Maurice de Vlaminck, Vincent van Gogh, Ernst Ludwig Kirchner, Max Beckmann, Natalia Gontscharowa, Egon Schiele, George Grosz, Max Ernst, Salvador Dalí und mehr.

Die Ausstellung Proust and the Arts vom Frühling 2025 fanden wir hingegen eher enttäuschend, der Bezug zwischen Literatur und Malerei an den Haaren herbeigezogen, wie sich eine Reiseteilnehmerin ausdrückte. Ich finde es auch nicht angebracht, zu einer Ausstellung, die einen Bezug zu einem französischen Schriftsteller herstellen soll, die erklärenden Texte neben den Bildern und in einem Audioguide nur in spanischer und englischer Sprache zu liefern. Die wenig überzeugende Sonderausstellung ändert aber nichts an der Qualität der Sammlung.

Nach dem Museum sind wir reif für einen Spaziergang auf der Prachtstrasse Calle de Alcalá mit ihren Hochhäusern, zur Plaza del Sol, wo sich der Nullpunkt des spanischen Strassennetzes befindet, und zur Plaza Mayor.

Am Samstagmorgen 17. Mai fahren wir in einer guten halben Stunde mit Hochgeschwindigkeit von Madrid-Atocha nach Toledo.

Vom Bahnhof gehen wir zur Brücke Puente de Alcántara. Sie stammt aus römischer Zeit, im Laufe der Zeit wurde sie mehrmals verändert, der Name Alcántara wurde aus der arabischen Sprache übernommen und bedeutet Brücke. Der Fluss, den wir überqueren, heisst Tajo, er fliesst bei Lissabon in den Atlantik als Tejo.

Die Stadt Toledo wird vom Schloss Alcázar überragt, in dem sich zur Zeit des franquistischen Putschs von 1936 eine Infanterieschule befand. Mehr als zwei Monate lang belagerten republikanische Truppen das Schloss, während die Franquisten heldenhaft Widerstand leisteten. Die Geschichte der Belagerung wird emotional packend im italienischen Film L’assedio del Alcazar von 1940 dargestellt, aus der Sicht der Faschisten natürlich. Man kann sich den Film im Internet ansehen. Im Herbst 1936 war der Alcázar von Toledo weitgehend zerstört. 

Nach dem Besuch der Kathedralen von Burgos, León, Segovia, Salamanca und Ávila besuchen wir oben im Stadtzentrum zum letzten Mal auf dieser Reise eine gotische Kathedrale.

Die Kathedrale steht wurde zwischen 1227 und 1493 an Stelle der früheren Hauptmoschee erbaut. Besonders sehenswert ist das aus Baumnussholz geschnitzte Chorgestühl.

Leider kann die Capilla de Santiago mit dem Grabmal des 1453 hingerichteten condestable Álvaro de Luna und dem Grabmal seiner Frau nicht betreten werden. Den Prozess und die Hinrichtung des mächtigen Mannes organisierte die in der Cartuja de Miraflores begrabene Isabel von Portugal.

Der Besucherparcours führt durch die Sakristei und verschiedene zur Kathedrale gehörende Räume, in denen die Kunstschätze der Kathedrale ausgestellt sind, darunter Gemälde von Raffael, Tizian, Caravaggio, van Dyck und viele Bilder von Doménikos Theotokópoulos, genannt El Greco (1541-1614).

El Greco verbrachte die zweite Hälfte seines Lebens in Toledo. Sein ehemaliges Wohnhaus besteht nicht mehr, aber das Museum, das ihm gewidmet ist, versucht eine Rekonstruktion, und stellt einige wichtige Werke aus, darunter eine bekannte Stadtansicht von Toledo aus dem Jahr 1608 und eine Bilderserie von Jesus und seinen Jüngern (1610 bis 1614). 

Zum Abschluss besuchen wir im ehemaligen Judenviertel die frühere Synagoge von Samuel ha-Leví oder Synagoge von El Tránsito aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, also aus der Zeit, als in Toledo schon unter der Herrschaft christlicher Könige stand, aber als noch religiöse Toleranz für Juden und Moslems herrschte.

In den zwei Jahrhunderten nach der christlichen Eroberung 1085 war Toledo bekannt als Ort für Übersetzungen aus dem arabischen Kulturraum, die die europäische Kultur massgeblich beeinflussten. In der Synagoge bewundern wir eine orientalische Ästhetik, die noch Jahrhunderte nach der christlichen Eroberung in Toledo weiterlebte.

Als letzte Sehenswürdigkeit sehen wir in der Kirche Santo Tomé das Bild Das Begräbnis des Grafen von Orgaz, ein intensiv farbiges Werk von El Greco aus dem Jahr 1586. Dann fahren wir auf den Rolltreppen wieder abwärts zur Bushaltestelle.

Von Toledo aus fährt jede halbe Stunde ein direkter Bus der Gesellschaft Alsa nach Madrid. Als Kontrastprogramm fahren wir mit dem Bus nach Madrid zurück. Wir sind dadurch auch zeitlich flexibel, denn mit dem Busticket kann man jeden beliebigen Bus benutzen.

In Madrid kommt der Bus im Intercambiador Plaza Eliptica an, wo wir in die U-Bahn umsteigen. Wir  fahren in unserem Hotel und treffen uns wieder, um gemeinsam mit der U-Bahn zur Haltestelle Chueca zu fahren und von dort zu Fuss den Ort unseres gemeinsamen Abendessens zu erreichen, das traditionelle Restaurant Casa Salvador mit rot-weiss karierten Tischtüchern und schwarz-weissen Fotografien von Stierkämpfen an der Wand. Das Restaurant empfehlen wir. Das Essen ist gut, die Bedienung ist angenehm.

Wir haben am Vorabend zu zweit einen Spaziergang um die Stierkampfarena gemacht, als eine grosse Menschenmenge nach einem Stierkampf aus der Arena strömte. Wir sahen uns die Menschen an, die in Zeiten der Globalisierung einen archaischen Brauch weiterpflegen. Diese Leute sahen ganz normal aus, waren eher gut gekleidet, einige Frauen tragen Nelken im Haar.

Der Ausschnitt aus einem Bild von Serafín Martínez del Rincón, gemalt etwa 1880, hängt in der Casa Botines in León und zeigt zwei junge Frauen, die eben Karten für den Stierkampf gekauft haben. Tierquälerei? Das kann sein. Wenn ich mich in die Lage eines Stiers versetze, möchte ich leben, nicht sterben, weder qualvoll noch angeblich schmerzlos. Wenn ich ein Stier mit Intuition bin, ist mir klar, dass ich im Schlachthof verloren bin, aber in der Arena die minimale Chance habe, meinen Peiniger auf die Hörner zu nehmen oder begnadigt zu werden.

Am Sonntag ist Internationaler Museumstag, der Besuch der Museen ist frei. Wir haben den Tag nicht verplant, damit alle ihre Lieblingsorte besuchen können. Einige Mitreisende reihen sich mit uns früh ein in die lange Warteschlange neben dem Prado. Da die Wartenden auf verschiedene Eingänge geleitet werden, sind wir schneller im Museum als erwartet. Fotografieren ist im Prado nicht erlaubt, aber alle Bilder der Kunstsammlung sind in recht guter Auflösung auf der Webseite museodelprado.es zu sehen.

Das am meisten bestaunte Bild ist wohl das Triptychon mit dem späteren Titel El jardín de las delicias, deutsch Der Garten der Lüste, von Hieronymus Bosch, gemalt 1500 bis 1505. König Felipe II kannte das Bild und kaufte es, ab 1593 war es im Escorial. Während die beiden Seitenflügel Paradies und Hölle darstellen, lässt das Mittelbild Raum für Interpretationen zu.

Ebenfalls sehr bekannt sind im Prado die beiden Ende des 18. oder anfangs des 19. Jahrhunderts gemalten Bilder der beiden Majas von Francisco Goya und die grossformatigen Gemälde von Diego Velazquez, Maler am Hof von Felipe IV. Erwähnen möchte ich hier Velazquez’ Meisterwerke Die Übergabe von Breda, 1634/1635, und Las meninas, 1656.

Vermutlich hatten die Könige selbst einen hohen Kunstsinn, wahrscheinlich wurden sie auch von ihrem Umfeld zu Käufen animiert. Gewiss ist der Prado eine der führenden Kunstsammlungen Europas, und es lohnt sich, lange hier zu verweilen.

Aber die menschliche Aufnahmefähigkeit ist begrenzt. Nach dem Museum brauchen wir frische Luft und spazieren am Sonntagnachmittag stadtauswärts auf der Calle de Alcalá, sehen uns die Leute an, die ebenfalls spazieren, und kommen nach einer knappen Stunde in unserem Hotel an.

Am 19. Mai fahren wir am Morgen mit der U-Bahn zur Plaza de España, sehen uns das Denkmal für Miguel de Cervantes mit den Statuen von Don Quichotte und Sancho Panza an und gehen zum Königspalast. Weil am Montag die meisten anderen Sehenswürdigkeiten geschlossen sind, ist der Andrang zum Königspalast grösser als von uns erwartet, und es wäre klüger gewesen, die Eintrittskarten im Vorverkauf zu erwerben.

Der sizilianische Architekt Filippo Juvarra (1678-1736), bekannt durch seine Bauten in Turin, hat den Königspalast geplant. Er starb aber bald nach dem Baubeginn an einer Lungenentzündung im winterlich kalten Madrid. Bauherr war der spanische König Carlos III, vorher König von Sizilien und Neapel. Heute wohnt die Königsfamilie nicht mehr in diesem Palast, aber protokollarische Ereignisse finden weiterhin hier statt. Wir besichtigen die verschiedenen Räume des Palastes mit ihren wertvollen Einrichtungen und herrlichen Deckenmalereien und bewundern auch die Wandteppiche mit Darstellungen des holländischen Landlebens.

Am Nachmittag beginnen wir auf dem Bahnhof Madrid-Atocha unsere Rückreise in die Schweiz. Die schnelle Zugfahrt bietet Aussichten auf zerklüftete Landschaften dort, wo die Hochebene gegen das Tiefland um Zaragoza abbricht. In der Umgebung von Tarragona sieht man für kurze Zeit das Mittelmeer, dann fährt der Zug unterirdisch nach Barcelona Sants und weiter, anfänglich wieder durch lange Tunnel unter der Stadt, nach Girona (katalanisch) oder Gerona (spanisch). Dort steigen wir aus. Unser Hotel liegt an einem Hang über der Stadt und bietet eine gute Aussicht. Weil alle müde sind, essen wir auch dort, im Palau de Bellavista, und das Essen ist gut.

Wo haben wir auf unserer Reise sonst übernachtet? In Bordeaux, Salamanca und Madrid in Ibis Hotels, in Burgos im Hotel Rice Reyes Católicos, in León im Barceló Conde Luna, in Valladolid im Colón Plaza, in Ávila im Exe Reina Isabel, in El Escorial im Exe Victoria Palace. Einige Hotels waren einfach, andere luxuriös. Das Preisniveau der Hotels scheint uns vergleichbar mit Frankreich und Italien. Die Preise steigen, sie waren besonders hoch zwischen Donnerstag und Samstag in den grösseren Städten Madrid und Valladolid. Eine Übernachtung in Barcelona haben wir vermieden, weil die Preise dort am 19. Mai besonders hoch waren, aus uns unbekannten Gründen.

Am 20. Mai frühstücken wir und fahren mit drei Taxis zum Bahnhof. Etwas über vier Stunden dauert die Fahrt von Girona nach Lyon. Der Zug fährt dabei auf der neuen Bahnlinie über die Grenze und durch die Pyrenäen. Er hält in Figueras, Perpignan, Narbonne, Montpellier und Nîmes. Zeitweise fährt der Zug dem Meer entlang oder durch eine Landschaft von flachen Seen (Étangs). Gewiss ist der Blick auf Meer und Wolken nicht immer so dramatisch war wie dieses Bild mit dem Telefon durch die getönten Scheiben des Zuges.

Nach Nîmes biegt der Zug ein in die ligne à grande vitesse, beschleunigt, hält noch in Valence TGV und kommt an in Lyon Part-Dieu. Dort verteilen wir uns auf verschiedene Imbissstuben, die Kaffee anbieten, und fahren nach einer Stunde mit einem Train Express Régional TER durch die Schluchten des Juras nach Genf. Auch in Genf haben wir einen Kaffeehalt eingeplant, wir setzen uns dafür in ein angenehmes Bistro gleich hinter dem Bahnhof. Dann nehmen wir den Intercity IC1, der von Südwesten nach Nordosten quer durch die Schweiz fährt, und fahren zurück an unsere Wohnorte.

Welcher Eindruck bleibt mir von Spanien?

Spanien hat den Fanatismus der Inquisition, die imperialen Ambitionen und den Franquismus überwunden und entwickelt sich nach der Covid-Pandemie wieder. Während die konservative Volkspartei (Partido Popolar, PP) den Separatismus, der die Einheit des Staates bedroht, mit einer scharfen patriotischen Rhetorik bekämpfte, versucht die gegenwärtige Regierung unter Führung der PSOE Partido Socialista Obrero Español wohl eher, die Separatisten mit einer konzilianten Politik zu besänftigen und zu schwächen.

Mein Eindruck von Spanien: friedlich, optimistisch, sauber, organisiert. Die weitgehende Abwesenheit von Verwahrlosung ist mir aufgefallen.

Aber vielleicht kenne ich das Land zu wenig. Wir haben ja fast nur Highlights, wichtige kulturelle Sehenswürdigkeiten gesehen. Die Fernsehbilder der Überschwemmungen in der Umgebung von Valencia im Spätherbst 2024 und vom Zorn der Bevölkerung bleiben mir zwar auch in Erinnerung. Und doch ändern sie nicht viel an meinem positiven Eindruck auf unserer Reise.

Jedenfalls hat uns das Land fasziniert, und da spreche ich nicht nur für mich. Und darum planen wir auch gerne, sehr gerne, eine weitere Kulturreise auf die iberische Halbinsel. Mit der Bahn natürlich, auch wenn das nicht immer ganz einfach ist.

Konstanz, 22. Februar 2025

 Colmar, 5. Dezember 2024

Wien, Ljubljana, Triest, 15. – 26. Oktober 2024

Normandie, 4. – 15. September 2024

Biel / Bienne, 24. August 2024

Thun, 29.Juni 2024

Rom, 13. – 22. Februar 2024

Aarau, 20. Januar 2024

Sizilien, 29. Oktober – 14. November 2023

Surselva, 21. Oktober 2023

Bad Säckingen, 9. September 2023

Franche-Comté und Burgund, 5. bis 12. Juli 2023

Schaffhausen, 20. Mai 2023

Chambéry und Turin, 22. bis 30. April 2023

Neuchâtel (Neuenburg) und Môtiers, 18. Februar 2023

Glis, Brig und Raron, 17. September 2022

Bourges, Tours, Le Mans, Angers, Chartres, 3. – 11. September 2022

Zweisimmen und Blankenburg, 20. August 2022

Über die Alpen von Augsburg nach Trient, 9. – 17. Juli 2022

Einsiedeln und die Ufenau, 28. Mai 2022

Neapel und die Küste von Amalfi, 9. – 17. März 2022

Lausanne, 19. Februar 2022

Wettingen und Baden, 30. Oktober 2021

Rosinen der Renaissance in Italien, 2. – 9. Oktober 2021

Bulle und Gruyères, 18. September 2021

Gotische Kathedralen in der Champagne und der Picardie, 21. – 29. August 2021

Sommer in der Romandie, 3. – 10. Juli 2021

Tolstoi, Wagner und Nietzsche in Luzern, 12. Juni 2021

Genf – auf den Spuren von Calvin, Rousseau, und Dunant, 8. Mai 2021

Sion, 6. März 2021

Kulturreise Graubünden, 19.-25. Oktober 2020

Fribourg/Freiburg und Hauterive, 17. Oktober 2020

Was hat Bern im Jura verloren? Delémont, 15. August 2020

Kulturreise Tessin (Sopraceneri), 18.-23. Juli 2020

Burgdorf und Lützelflüh, 4. Juli 2020

Erasmus von Rotterdam in Basel, 20. Juni 2020

Ausflüge und Reisen in Zeiten des Virus, März 2020

Mailand, Pavia, Genua , 1.-8. Februar 2020

La Chaux-de-Fonds, 18. Januar 2020

Montbéliard, 7. Dezember 2019

Von Baku nach Bern auf dem Landweg, 20.-29. November 2019

Baku, Aserbaidschan, 13.-20. November 2019

Biel, Ligerz, Neuenburg, Dürrenmatt – 2. November 2019

Solothurn – 5. Oktober 2019

Avenches und Saint-Maurice – 7. September 2019

Brugg, Habsburg, Königsfelden – 3. August 2019

Besançon – 6. Juli 2019

Moudon, Ropraz, Jacques Chessex – 1. Juni 2019

Sursee, Buttisholz, Ruswil – 4. Mai 2019

Trachselwald – 6. April 2019

Stadtrundgang Bern – 2. März 2019

Tulpen und andere Blüten – anfangs Februar 2019